Weitere Informationen zur Oper "Tannhäuser" finden Sie auf der Homepage der Bayerischen Staatsoper.
"Tannhäuser"-Oper bringt Kritiker in Wallungen

Kaum ist die Venus in der Oper "Tannhäuser" an der Bayerischen Staatsoper etwas voluminöser ausgefallen, überschlägt sich das Feuilleton mit Formulierungen wie: "Hubba-Bubba-Nilpferd" oder "fleischige Masse an der Rampe". Manchmal ist es etwas schwierig mit gebrochenen Sehgewohnheiten.
"Hubba-Bubba-Nilpferd" – was für ein schönes Wort, sieht man den Speck vor dem inneren Auge da nicht sofort hüpfen? Hubba-Bubba-Nilpferd ist Venus in der Münchner Inszenierung von Richard Wagners "Tannhäuser", und Venus ist ja tatsächlich nicht dünn, wenn wir uns kurz an steinzeitliche Darstellungen der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit erinnern.
Aber Hubba-Bubba-Nilpferd, "bis zur Brust in der Pampe", und die Pampe ist rosa und klebt – wie gut, das Elena Pankratova so schön Wagner singt. An der Inszenierung lässt Jan Brachmann in der FAZ kein gutes Haar:
"Hoch dekorativ. Ausstattungstheater als Sieg der Ausstattung über das Theater" – das ist wirklich sehr böse, viel böser noch als "übersubventionierter Münchner Murks".
Kein Feuilleton, das an dieser mit Spannung erwarteten Premiere vorbei geht, und ja, und die arme Venus kriegt allerhand ab: "fleischige Masse an der Rampe, eine undefinierte Mischung aus Dickdarm und ´Jabba der Hutte` aus dem Starwars Universum" – feixt Marco Frei in der Neuen Zürcher Zeitung. Dagegen ist Hubba-Bubba-Nilpferd doch wirklich nett. An der Inszenierung scheiden sich die Geister bzw. sie scheiden sich eher wenig, "Gammelfleisch im Gardinenladen" nennt Manuel Brug die Venus, um noch kurz die WELT zur Göttin zu zitieren…
"Schade um die schöne Musi?" Regisseur Romeo Castellucci, von einigen wie ein Wundertheatermacher herbeigesehnt, hat wohl vor allem eine Ausstattungsorgie präsentiert, überdimensioniert und mit viel hubba-bubba… Nur Reinhard Brembeck von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG scheint begeistert, der Münchner "Tannhäuser" zeige, "was Oper in einer idealen Welt sein könne". Die Regie "führe in seelische Abgründe, und Kirill Petrenko dirigiere sensationell vielgestaltig".
Großartige Musik von Orchester und Dirigent Kirill Petrenko
Unfair, wie eigentlich immer, dass die Musik, um derentwillen eine Oper letztlich auf die Bühne kommt, bei Besprechungen so gut wie immer erst an zweiter Stelle steht – das aber diesmal sehr ausführlich, immerhin. Und die Musik scheint großartig gewesen zu sein, vielgestaltig, transzendent, durchhörbar, sinnlich und schillernd. Mit grandiosen Solisten, die sich von Orchester und Dirigent Kirill Petrenko getragen fühlen konnten.
Was also, wenn Sie nach München fahren, um selbst zu hören und zu gucken? Was man immer tun kann und was rettet, wenn hubba-bubba überhand nimmt, nämlich… Augen zu – und zuhören! Obwohl, so eine rundum klebrige Liebesgöttinnenkaugummimasse sollte man sich vielleicht doch nicht entgehen lassen, schon um mitzukriegen, wie die Sängerin mit der Chose klarkommt…
"Twin Peaks 3" enttäuscht
Ähnlich prominent wie die in allen Feuilletons besprochene Münchner "Tannhäuser"-Premiere wird nur noch ein Thema bedacht, die Wiederkehr der Fernsehserie "Twin Peaks" nämlich.
Vor einem Vierteljahrhundert haben David Lynch und Mark Frost damit das Fernsehen revolutioniert und den Grundstein gelegt für alle Serien, die danach kamen. Und schließlich hatte Agent Cooper, einer der Protagonisten, am Ende der zweiten Staffel doch versprochen: "Wir sehen uns wieder", daran erinnert die FAZ. Aber irgendwie scheint die neue Staffel der Mysterien- und Horrorserie des großen David Lynch nicht recht geglückt, "Das Grauen hat Twin Peaks verlassen", schreibt die WELT, und – nein, das ist für dieses Sujet nun wirklich kein Kompliment.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG erinnert daran, dass kaum jemand dran geglaubt hat, dass David Lynch, der sich unlängst auf das Designen von Damensportunterwäsche verlegt hat, tatsächlich noch eine Fortsetzung der legendären Serie zustande bringen würde. Allein:
"Ohne eine zumindest rudimentäre Kenntnis der alten Folgen kommt man überhaupt nicht zurecht",
mosert David Steinitz, – und bringt alle unter uns, die nacharbeiten müssen oder wollen, auf den letzten Stand. Von A – wie Agent Cooper bis Z – wie Zickzack finden Sie alle Stichworte, H übrigens wie Holzscheit. Nicht Hubba-bubba.
Dafür müssen Sie in die Oper nach München, zum "Tannhäuser". "Twin Peaks 3" gibt’s auf Sky.