Todesstrafe für Wucherpreise
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"Die Welt" meint, dass der Mietpreisdeckel schon im alten Rom nicht funktioniert habe. Ein Gesetz habe für Waren und Dienstleistungen Maximalpreise festgesetzt und sogar mit der Todesstrafe gedroht, sei aber an der "Macht des Faktischen" gescheitert.
Sie wissen ja: Die sogenannten SUVs, also die dicken Dinger unter den Autos, stehen derzeit schwer unter moralischem Beschuss. Wie, wann und warum aber der Siegeszug der SUVs einst überhaupt begann, das erklärt Friedrich Küppersbusch in der TAGESZEITUNG so kurz und bündig wie noch niemand:
"Der kommerzielle Durchbruch gelang dem Fahrzeugkonzept mit dem Toyota RAV4 und seinem TV-Spot 2002, in dem der Knabe dem Vater zum Fahrstil gratuliert: 'Toll, Papa, Mutti hätte bestimmt gekotzt!'"
Preisfrage: Wäre ein solcher Spot heute noch möglich? Und wenn ja: Würden Toyotas Verkaufszahlen nach dem absehbaren Shitstorm stabil bleiben? Ob so oder so, wir kommen von der Verkehrs- zur Wohnungsnot.
Wie Furcht eine Teuerung beschleunigen kann
"Auch die alten Römer scheiterten schon mal mit dem Mietpreisdeckel" titelt die Tageszeitung DIE WELT.
"Im Jahr 301 n. Chr.", so erzählt der Alt-Historiker Michael Müller, "verkündeten Diokletian, Maximian, Constantius und Galerius, die als 'Tetrarchen' kollegial über das Riesenreich herrschten, ihr 'Edikt über die Preise der zum Verkauf bestimmten Sachen', kurz 'Höchstpreisedikt'. Der kaiserliche Erlass legte Maximalpreise für einen Katalog von rund 1000 Waren und Dienstleistungen fest. Wer die staatlich diktierten Preise überschritt, hatte nichts weniger als die Todesstrafe zu gewärtigen."
Die Maßnahme floppte indessen. Das belegt der WELT-Autor Müller mit einem Zitat des antiken Autors Laktanz: "'Jetzt kam es wegen geringfügiger und unbedeutender Dinge zu vielem Blutvergießen. Aus Furcht brachte man nichts Verkäufliches mehr auf den Markt, und die Teuerung beschleunigte sich noch, bis die Macht des Faktischen das Gesetz außer Kraft setzte, nachdem viele ihm zum Opfer gefallen waren.'"
Laktanz in einem WELT-Artikel von Michael Müller, der, Sie haben's bemerkt, denselben Namen trägt wie der Regierende Bürgermeister von Berlin, der seinerseits zur Preisdeckelungs-Avantgarde gehört. Die WELT - also die Zeitung dieses Namens - erscheint bekanntlich im Medienkonzern Axel Springer.
Launiges Interview mit Mathias Döpfner und Friede Springer
Falls es Sie interessiert, welche Pläne man dort nach dem aufsehenerregenden Einstieg des US-amerikanischen Investors KKR hat, greifen Sie zur SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG! Wir zitieren hier nur das lustige Ende des SZ-Gesprächs mit der Verlegerin Friede Springer, dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner und dem Investor Johannes Huth von KKR.
Frage an alle drei: "Wie wird das Unternehmen Axel Springer in zehn Jahren aussehen?"
Antwort Friede Springer: "Ich hoffe, das Unternehmen wird größer, stärker, erfolgreicher sein. Und es wird weiter einen kleinen Teil Papierzeitungen geben."
Einwurf Johannes Huth: "Das hätte ich nicht besser sagen können."
Nachfrage SZ: "Und Sie, Herr Döpfner?"
Daraufhin Döpfner: "Man muss ja nicht versuchen, etwas, was optimal ausgedrückt wurde, etwas schlechter zu formulieren."
Launig in der SZ: die drei Haupt-Akteure des Hauses Axel Springer.
Dem Schreibaffen Zucker geben
Abschließend zu der Rezension "Wer tot ist, muss sehen, wo er bleibt" in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Hannes Hintermeier bespricht "Post mortem", das Buch, das der Journalist Michael Jürgs, Ex-Chefredakteur des STERN, zwei Wochen vor seinem absehbaren Tod abgeschlossen hat. Es heißt im Untertitel "Was ich nach meinem Tod erlebte und wen ich im Jenseits traf", ein halb-heiterer Zugang zur eigenen Vergänglichkeit, der Hannes Hintermeier gefällt:
"Man staunt über den Willensakt eines Sterbenskranken, wie lustvoll Jürgs seinem Schreibaffen noch einmal Zucker geben konnte. Sein Jenseits ist eine erlesene Veranstaltung. Eine, bei der für neugierige Verstorbene nachgerade paradiesische Zustände herrschen. Und Gerechtigkeit herrscht auch: Tyrannen und Diktatoren vom Schlage Hitlers, Stalins und Maos reden dort unentwegt, hören sich selbst aber nicht mehr sprechen und müssen stattdessen bis in alle Ewigkeit die Todesschreie ihrer Opfer hören."
Eine Phantasie des verstorbenen Michael Jürgs in dem Buch "Post mortem", erwähnt von Hannes Hintermeier in der FAZ.
Bleibt uns nur zu sagen: Leben Sie wohl!