Der erste Teil der WDR-Reihe "Über Barbarossaplatz" läuft am 28. März um 22.45 Uhr im Ersten.
TV, das seine Gebühren wert ist
Ein Psychiater begeht Selbstmord und seine Frau, gespielt von Bibiana Beglau , fühlt sich dafür verantwortlich. Rat sucht sie bei ihrem ehemaligen Lehrer, gespielt von Joachim Krol. Der WDR startet die neue Serie "Über Barbarossaplatz" und der "Tagesspiegel" lobt: "großes Fernsehen".
Wir wissen nicht, ob sich Jürgen Dollase für unfehlbar hält.
Wir wissen aber: Der Fresskritiker der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG – den die Bezeichnung "Fresskritiker" auf die Palme bringen dürfte – äußert sich gern selbstsicher, apodiktisch und autoritär über Kochen, Rezepte und Restaurants.
Und zwar in so steifem Gestus, dass man den Spaß am Schlemmer-Komplex verlieren könnte. Sogar der verewigte Branchenbruder Wolfram Siebeck, der sich ebenfalls im Besitz auserwählter Geschmackspapillen wähnte, scheint uns entspannter gewesen zu sein als Dollase. Und weil das so ist, sagen wir allen, die sich für diese Dinge interessieren:
Lesen Sie den FAZ-Artikel "Kitsch, Geschmack und Authentizität" bitte selbst. Dollase erklärt darin, "was den deutschen Spitzenrestaurants zur Spitzenqualität fehlt"…
"Gemüsechips sind das nächste große Ding"
Nämlich, die Unterwerfungslust unter seinen persönlichen Qualitäts-Maßstab… Um die Pointe doch noch in unseren eigenen Worten zu verraten. Wer sich nach Dollase bei ein bisschen Unfug-Prosa über gewisse Zumutungen der Essbarkeit erholen will, lese in der TAGESZEITUNG, was Adrian Schulz in der Rubrik "Die Gesellschaftskritik" verzapft:
"Gemüsechips sind das nächste große Ding und gleichzeitig der Pol Pot unter den als essbar verkauften Substanzen. (…) Wer ernsthaft so was wie ´Gemüsechips` kauft oder gar isst, sagt vor allem eines: ´Ich hab Schuppenflechte‘. (…) Was soll als nächstes frittierbar sein dürfen? Erde? Frauen? Hunde? Glas? Platt gewalzte Igelmägen?"
Voll im Laber-Modus: TAZ-Autor Schulz.
Publizist Shelby Steele über Amerikas Linksliberalismus
Falls Sie denken, liebe Hörer, unsere Abschweifungen ins Gourmet-Wesen müssen mit der Lauheit der frischen Feuilletons zu tun haben – falsch gedacht! Allein der Artikel "Weisse Westen reichen nicht" in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
"Amerikas Linksliberalismus ist anachronistisch geworden", behauptet der Publizist Shelby Steele, Senior Fellow an der Stanford Universität,…
Und schreibt Sachen, die man in der deutschsprachigen Presse nicht allzu oft liest.
"Der neue konservative Präsident (Trump) verdreht die Augen, wenn man ihn einen Rassisten schimpft, und wir alle – Linksliberale und Konservative – wissen, dass er keiner ist. Das Spiel ist aus. Ja, es gibt noch Bigotterie, aber unter den Problemen, die Minderheiten heute beschäftigen, nimmt sie eine nachrangige Stellung ein. Ich wuchs als Schwarzer in einem segregierten Amerika auf, wo es für meinesgleichen kaum offene Türen gab. Heute dürfte es für junge Schwarze eher schwierig sein, noch verschlossene Türen zu finden",
behauptet Shelby Steele in der NZZ.
Einblicke in deutsche Moscheen
Derweil titelt die Tageszeitung DIE WELT: "Die Imame brüllten so laut".
Denn eben diese Erfahrung hat der Arabisch sprechende Journalist Constantin Schreiber gemacht – nachzulesen in seinem Buch "Inside Islam. Was in deutschen Moscheen gepredigt wird". Im Gespräch mit der WELT legt Schreiber Wert darauf, die Verfassungsfeindlichkeit und den Rassismus, die ihm bei Freitagsgebeten zu Ohren kamen, nicht zu verallgemeinern.
Überdies erklärt er:
"Ich habe mich für das Buch auch mit dem Verfassungsschutz ausgetauscht, und ganz viele der Inhalte (…) mögen zwar für uns unerfreulich oder auch erschreckend sein. Aber sie sind eben nicht verboten. Man darf sich jede Woche in einen vollen Raum stellen und sagen ´Dieses Land ist schlecht`, ´Haltet euch von den Deutschen fern`, ´Demokratie ist böse`. Die Grenze, die es auch für eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz gibt, ist, wenn konkret zu Gewalt aufgerufen wird. Alles davor mag zwar für unsere Gesellschaft problematisch sein, ist aber nicht illegal."
Nun denn, liebe Hörer. Geht‘s nach den Feuilletons, müssen Sie an diesem Dienstag das Fernseh-Drama "Über Barbarossaplatz" im Ersten einschalten.
"Sieht fast aus wie ein Fassbinder", lobt die TAZ; "großes Fernsehen" lobt der Berliner TAGESSPIEGEL; "es geht (…) ans Eingemachte" lobt die FAZ.
Und die WELT versteigt sich zu dem Lob: "Dafür würde man sogar Gebühren zahlen wollen."
Wir sagen: Mehr geht nicht! Außer: Tschüss!