Über den Verlust der Augenhöhe
Gescheiterte Beziehungen - am Beispiel des abgewählten schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig - treiben "Die Zeit" um: Warum nur glauben so viele Leute, mit den nächsten Karriereschritten auch ihren Partner austauschen zu müssen?
"Und wer ist die Neue?" – fragt sich die Wochenzeitung DIE ZEIT, die es für nötig hält, ihren Lesern in aller Ausführlichkeit Bärbel Boy vorzustellen.
Sie wissen nicht, wer das ist, liebe Hörer? Nun, Boy ist die Frau, "die er jetzt liebt".
Und er, das ist der Sozialdemokrat Torsten Albig, ehemals Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, abgewählt nicht zuletzt wegen eines Interviews, in dem er nach 27 Ehejahren über die gescheiterte Beziehung zu seiner Ehefrau sagte:
"Irgendwann entwickelte sich mein Leben schneller als ihres. Wir hatten nur noch ganz wenige Momenten, in denen wir uns auf Augenhöhe ausgetauscht haben."
Zerstörerischer Vorwurf mangelnder Augenhöhe
Dazu die ZEIT-Autorin Charlotte Parnack: "Vielleicht ist das Schlimmste an dieser Aussage nicht einmal, dass sie keiner nachvollziehen kann – sondern vielmehr, dass so viele sie nachvollziehen können. Dass so viele um ihre Zerstörungskraft wissen. Weil am Vorwurf mangelnder Augenhöhe ständig Ehen zerbrechen und Menschen verzweifeln, auf die nach vielen Jahren plötzlich herabgesehen wird."
Damit aber nicht genug zum Augenhöhe-Thema. Unter dem Titel "Wir haben uns verwählt" verfasst der ZEIT-Autor Jens Jessen mit ziemlich griesgrämiger Attitüde einen Essay darüber,"warum Menschen glauben, sich im Lauf ihrer beruflichen Karriere neue Partner suchen zu müssen, die scheinbar besser zu ihnen passen."
"Mit Liebe, wenn das Wort überhaupt noch etwas bedeuten soll, hat das alles selbstverständlich nichts das Geringste zu tun. Liebe stellt immer Augenhöhe her, weil sie die geliebte Person in ihrem Sosein achtet und umfängt, für nicht austauschbar oder durch ein neues, besseres Modell ersetzbar hält. Liebe macht sich unabhängig von Schulbildung, Vermögen, Posten, Körpergewischt und Alter. Von Adorno stammt die Vermutung, dass in Zeiten der warenförmigen Gestaltung aller menschlichen Beziehungen das lebenslange Festhalten an einer Ehe geradezu als Akt der Subversion verstanden werden müsse." –In ewige Liebe verliebt: Jens Jessen in der ZEIT.
Wider die Beschwichtigungs-Taktik
Und nun zu den schwierigen Beziehungen zwischen den Menschen generell – und damit zum islamistischen Terrorismus. "Ruhig bleiben und weitermachen? Nein danke!" deklamiert in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG Brendan O’Neill. Der englische Publizist regt sich darüber auf, dass nach jedem neuen Anschlag von Politikern so getan wird, als sei es das Klügste, normal weiterzumachen.
"Die Botschaft lautet nicht 'Ruhe bewahren', sondern 'Beruhigt euch. Beruhigt euch, und sagt nichts. Seid normal', sagen sie; und meinen damit: 'Seid still'. Diese Manipulationen, die Terrorismus zu einem Verbrechen oder einer Art Naturkatastrophe ummodeln, entkleiden ihn seiner ideologischen und mörderischen Absicht; und sie entheben uns der Verantwortung, darüber nachzudenken, wie wir in Wort und Tat auf jene reagieren sollen, die uns hassen und uns töten wollen. Durch einen solchen Umgang wird Terrorismus normal. (…) Etwas, über das wir scheinbar keine Kontrolle haben; etwas, das wir akzeptieren. Und wenn wir es akzeptieren, ist es logischerweise auch akzeptabel",
wettert der NZZ-Autor O’Neill wider die Prediger des Ungerührt-Weitermachens.
Ein Trumpel im Weißen Haus
Unterdessen warnt Nina Rehfeld in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vor Schadenfreude angesichts der Löcher – neudeutsch Leaks – in der Administration von US-Präsident Trump.
"Nie zuvor hatte ein Präsident mit derartiger Illoyalität zu kämpfen. Während Trump-Gegner über den nicht enden wollenden Strom von Enthüllungen zunächst feixten, gibt es auch skeptische Stimmen. Der Heimatschutzminister John Kelly bezeichnete die fortlaufenden Veröffentlichungen als 'grenzwertigen, wenn nicht vollwertigen Hochverrat'. Jane Harmann, vormals Abgeordnete der Demokraten […], sagte, Geheimnisverräter im Weißen Haus seien zu verfolgen und zu bestrafen."
Schwierige Frage: Sollte man sich wirklich an alle Regeln halten, wenn ein Trumpel wie Donald im Weißen Haus herumfuhrwerkt? – Nun, wir verfolgen das weiter. Für heute nur noch ein letztes Wort: Tschüs!