Vereinnahmung der Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944
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"Die Zeit" widmet sich der Erinnerung an den Widerstand gegen das NS-Regime am 20. Juli 1944. Und beschreibt unter anderem, wie sich die Neuen Rechten in eine Reihe mit den Männern und Frauen um Graf von Stauffenberg stellen.
Das Gestern ist eines der Hauptthemen der Feuilletons vom Donnerstag.
"Umkämpfte Helden", titelt die Wochenzeitung DIE ZEIT und widmet dem Widerstand gegen Hitler, 75 Jahre nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli, vier Zeitungsseiten. Christian Staas hat neue Freunde der Widerstandsgruppe ausgemacht:
"Unter anderem haben die neuen Rechten den Widerstand für sich entdeckt, seit einer Weile schon. Nie aber stellten sie sich so dreist in seine Tradition wie zurzeit. Stauffenberg ist für sie einer der Ihren, ein Mann, der den Ideen der 'Konservativen Revolution' nahestand, auf die sie sich so gern beziehen. In Halle an der Saale werden in diesem Jahr die rechtsextremen Identitären zum 20. Juli aufmarschieren", so Staas. Auch der eigene Umgang mit dem Thema wird in der Wochenzeitung zur Sprache gebracht:
"Als in den Neunzigerjahren der junge Historiker Christian Gerlach darlegte, dass einzelne Männer des 20. Juli im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion an Verbrechen beteiligt waren – etwa Henning von Tresckow –, machte Marion Dönhoff Gerlachs Aufsatz in der 'ZEIT' förmlich nieder. Das durfte einfach nicht wahr sein."
Drei "Zeit"-Redakteure aus Familien des Widerstands
Trotzdem führt die ZEIT dann ein Interview mit drei ihrer Redakteure, die aus Familien des Widerstands stammen, um genau dies in einem weiteren Artikel zu kritisieren.
"Auch mehr als siebzig Jahre nach Kriegsende liegt etwa über die Haltungen der ostpreußischen Granden um 1933 keine einzige empirische Untersuchung vor. Möglicherweise wird sich dies aufgrund der Quellenlage nie substanziell ändern. So behalten die liebenden Erinnerungen von Überlebenden, Enkeln und Großneffen ungewöhnlich großes Gewicht", beklagt der Historiker Stephan Malinowski.
An eine kindische Tradition in Ost- und Westdeutschland erinnert Michael Pilz in der Tageszeitung DIE WELT, auch wenn er sich nicht so richtig erinnern kann: "Es gibt kein Bild von mir mit einem Löwenjungen auf dem Schoß. Ich könnte schwören, 1970 vor der Kamera im Tropenhaus des Tierparks in Berlin gesessen und den Löwen nicht gemocht zu haben. Er roch wild, ich war fünf Jahre alt."
Görings Tochter posierte mit Löwenbabys
Die Löwenbabys mochten die Kinder genauso wenig, waren aber zum Glück zu klein, um sie zu fressen. Nach der Wiedervereinigung wurden diese Familienbilder mit Raubkatzen aus Tierschutzgründen eingestellt, zumal auch sie im Nationalsozialismus ihren Ursprung hatten:
"Görings Tochter Edda war das erste deutsche Kind mit Löwenbaby. Zugeführt wurden die immer neuen kleinen Löwen von Lutz Heck, dem Leiter des Berliner Zoos, der sie als Kriegsbeute heranschaffte und die nicht mehr so kleinen Löwen beim 'Silversterschießen' mit den Kameraden der SS erlegen ließ."
Man kann also froh sein kann, dass Löwenbabys heute im Computer hergestellt werden, wie für Disneys gefühltes 100. Remake des "Königs der Löwen", dem Barbara Schweizerhof in der TAZ bescheinigt mit "Live-Action" so viel zu tun zu haben "wie ein Hauskater mit den majestätischen Raubkatzen in der Savanne: nicht mehr als eine im Maßstab geschrumpfte äußere Ähnlichkeit."
Vielleicht war also früher doch alles besser? Für den Schweizer Autor Martin R. Dean ist dies eine Tatsache, wenn er in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG klagt:
"Wer von uns trägt noch die Uhr, die ihm sein Vater vererbt hat? Wer schlüpft in die Schuhe der Mutter? Wer fährt auf dem Fahrrad der Grossmutter spazieren?"
Trost von den "Drei Fragezeichen"
Das Digitale ist für Dean Schuld an diesen Verlusten. Fotos, Musik, Spielzeug – alles kommt aus dem Computer und für ihn steht fest: "Wir werden ärmer in einer Welt ohne Herzensdinge."
Aber wenigstens da spendet uns der Berliner TAGESSPIEGEL Trost. Es gibt sie noch, die guten alten Sachen:
"Am Freitag ist 'Drei Fragezeichen'- Zeit. Die 200. Folge erscheint, 'Feuriges Auge' heißt sie und knüpft an den 'Fluch des Rubins' an, erschienen um 1980", erklärt Joachim Huber. Um die 50 Millionen Tonträger sind in Deutschland von den Kinderdetektiven bisher verkauft worden. Für Kommissar Huber ein klarer Fall:
"Erwachsene machen gut die Hälfte aller Käufer aus. 'Die drei Fragezeichen' kennen keine Generationengrenzen."