Vom Schlagerpüppchen zur Chanson-Sängerin
Von der "Schlagerpuppe zum Popstar" habe France Gall es gebracht. Der Tod der französischen Chanson-Sängerin hat sämtliche Feuilletons beschäftigt. In den Nachrufen wird sie als "großartige Interpretin" gefeiert, ihre Stimme als "metallisch und kraftvoll" bezeichnet.
"Dabei ist sie in der verblassten Erinnerung immer jung, immer sonnig, immer wonnig geblieben", lesen wir im Berliner TAGESSPIEGEL. "Und ihr Sopran so metallisch und kraftvoll", würdigt Gunda Bartels die Frau, die von der "Schlagerpuppe zum Popstar" ihren Weg machte: France Gall. "Die großartige Interpretin", so die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG; die "französische Sängerin mit kurzer deutscher Schlagerkarriere", wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG erinnert an alte Zeiten.
"Je genauer man auf die Texte hört", meint Thomas Steinfeld "desto weniger wird man auch nur ein Lied finden, das nicht von Sexualität handelt – reflektiert, gebrochen, aber auf eine Weise frei, für die sich heute nur schlecht ein aktuelles Beispiel finden würde, zumal Männer in diesen Liedern allenfalls als Komparsen auftreten." Siebzig Jahre alt wurde sie. "Nach dem von ihr nur schwer verwundenen Tod ihres Ehemanns sowie dem Tod einer Tochter in den Neunzigern veröffentlicht sie nur noch gelegentlich Lieder", schreibt Gunda Bartels im TAGESSPIEGEL: "Die Ritterin der französischen Ehrenlegion engagiert sich lieber – für obdachlose Frauen."
Das Wort, die allererste Erfindung
Mit 86 Jahren ist ein Meister des geschrieben Wortes noch außerordentlich munter. "Das Wort war die allererste Erfindung", sagt der Schriftsteller Tom Wolfe. "Sprache ist nicht einfach nur ein nützliches Werkzeug unter vielen. Es hat alle anderen erst möglich gemacht, von den allerersten Messern aus Stein bis zu den ersten Keulen und schließlich dem Rad und dem Raumschiff", erzählt er im Interview mit der Tageszeitung DIE WELT, die ihn freundlicherweise als "reaktionären Dandy" vorstellt – ihn, den Erfinder des sogenannten "New Journalism" in den 1960er und 1970er Jahren, der mit literarischen Mitteln gründliche Recherche und saubere Fakten wiedergeben wollte.
Und heute? "Heutzutage gehen manche Journalisten überhaupt nicht mehr aus ihrem Büro heraus", klagt Tom Wolfe. "Sie schreiben ihre Artikel, indem sie durchs Netz surfen. Dabei gibt es wirklich keine Alternative: Man muss rausgehen!" Da bleibt sonst der Journalismus auf der Strecke. "Der Digitalismus zelebriert sich als neue Heilslehre, der Mensch bleibt dabei auf der Strecke", titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG – und wirft einen ungewöhnlichen und radikalen Blick auf unsere schöne neue digitale Welt. "Diese Leute haben sehr wohl eine Religion: Digitalismus", so erinnert sich Wolfram Klingler an eine "Zusammenkunft führender Technologen und Wirtschaftsführer".
"Es wurde mir plötzlich klar, dass hier Jünger einer Sekte sprachen, zutiefst Gläubige, die das nahende Paradies mit glühenden Augen heraufbeschworen. In ihrem Paradies fahren die Autos selbst; die Fabriken produzieren von alleine; Software und Technologie heilen alle Krankheiten; virtuelle Realitäten ermöglichen uns die sofortige Erfüllung aller Träume." Wolfram Klingler ist Unternehmer im Finanzwesen. "Maschinenreligion" nennt er den neuen Glauben der Digitaljünger: "Die Digitalisten würden das in ihren Augen minderwertige Menschliche am liebsten auf der Stelle auslöschen – wenn sie nur zuerst selbst zu einer Maschine werden könnten."
Zum Schluss: Das Wetter
Aber das Wetter kommt immer noch von oben. Und manchmal wird es eisig. "Die sibirische Kälte setzt Energie frei", erfahren wir aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, die uns "Anleitungen zum winterlichen Überleben" gibt. "Das sichere Gehen auf Schnee und Eis gehört zu den ersten Überlebenstechniken, die bei Einbruch des Winters aktiviert werden müssen", schreibt Stefanie Peter aus Nowosibirsk. "Spätestens im Februar reichen rutschfeste Sohlen unter den Schuhen dazu nicht mehr aus, spitze Absätze leisten oft bessere Dienste."