Wenn Entwickler über Leben und Tod entscheiden
Wie sollte ein Roboterauto in einer Extremsituation entscheiden: das Leben des Autofahrers schützen - oder das der anderen Verkehrsteilnehmer? Über diese heikle Frage diskutieren nun auch die Feuilletons.
"Wenn du ein Leben retten kannst, dann sollte man dieses Leben zumindest retten. Wir schützen diese eine Person im Auto."
Christoph von Hugo aus der Forschungsabteilung von Mercedes soll das einem freien Journalisten in einem Gespräch über Roboterautos gesagt haben. Einem Gespräch, aus dem dann bei Twitter und Co. zitiert wurde und das die Gemüter erregte. Über all das berichtet nun Joachim Müller-Jung in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Viele lasen aus von Hugos Sätzen heraus, Mercedes wolle Roboterfahrzeuge bauen, die in Extremsituationen das Leben des Autofahrers automatisch retten würden, selbst, wenn das auf Kosten der anderen Verkehrsteilnehmer ginge.
Sind am Ende doch alle egoistisch?
Mercedes dementierte; die Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen. Aber dem Dementi scheint selbst Müller-Jung zu misstrauen.
"So soll also die Konzernstrategie aussehen: an Programmierer und Entwickler wird die Entscheidungsmacht über Leben und Tod delegiert?", fragt er und verweist auf eine im Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichte Studie, in der es um ethische Fragen in Bezug auf Roboterautos geht:
"Drei Viertel der Befragten würden lieber ein Auto fahren, das so programmiert sei, dass es bei einem Unfall utilitaristisch entscheidet – will heißen: dass eben nicht der einzelne Fahrer zu retten sei, sondern im Zweifel, wenn eine Kollision mit einer Gruppe von Passanten nur zum Preis eines tödlichen Aufpralls an einer Betonwand zu kriegen ist, die Fußgänger. Gefragt allerdings, welches Auto sie gerne selbst kaufen würden, eben dieses mit der 'fußgängerfreundlichen' Programmierung oder eben jenes, das in jedem Fall den Fahrer schützen will, ist die Mehrheit dann eben doch egoistisch genug, sich selbst schützen zu wollen", fasst Joachim Müller-Jung die Studie in der FAZ zusammen.
"Chuck Berry brachte den Rock’n’Roll"
"Was immer Musikologen vom Einfluss englischer Balladen und afrikanischer Gesänge erzählen, von Bill Haley und Elvis raunen, von Jazz und Blues und sonst frommem Sang", schreibt Willi Winkler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, "es war Chuck Berry, der den Rock’n’Roll in diese irdische Welt brachte und sie mit einem Schlag verzauberte."
Berry, der nun 90 wird, habe unter anderem "Beethoven überrollen" wollen, schreibt Willi Winkler. Den zitiert wiederum FAZ-Kollege Edo Reents: Winkler habe Berry den "größten Dichter, den Amerika je hervorgebracht hat", genannt.
Und Reents selbst fügt hinzu: "Auch Bob Dylan hat es zu akzeptieren, dass Chuck Berry für die Identifikationskraft der Rockmusik mehr geleistet hat als jeder andere." Man meint die Forderung "Literaturnobelpreis für Chuck Berry!" herauszulesen.
Chinesische Agenturen verhindern Scheidungen
Und wie wäre es dann mit dem Friedensnobelpreis für gewisse chinesische Agenturen? Sie stiften Frieden in der Ehe. Genauer: Sie verhindern Scheidungen. Viele chinesische Männer haben nämlich eine Zweitfrau, finanzieren deren Wohnung und Auto. Wenn das die betrogenen Ehefrauen herausfinden, schämen sie sich, weil sie sich selbst die Schuld geben. Etliche von ihnen beauftragen deshalb eine Agentur damit, Kontakt zur Zweitfrau des Mannes aufzunehmen und sie davon zu überzeugen, die Liaison mit ihm zu beenden.
Dafür berechnet die Agentur bis zu umgerechnet 50.000 Euro. Bleibt das Verhältnis bestehen, bekommt die Ehefrau das Geld zurück, erfährt man aus Felix Lees Artikel "Lizenz zur Trennung" für die TAZ.
Die "Agentinnen" betreiben einen enormen, oft monatelangen Aufwand, suchen dieselben Cafés auf wie die Liebhaberin oder mieten gar eine Wohnung in deren Haus an: "Gegenüber den Mätressen geben sie sich als Nachbarinnen aus, Haushaltshilfen oder Babysitterinnen und versuchen, auf diese Weise Vertrauen herzustellen. Auch als Wahrsagerin habe sich eine der Agentinnen schon ausgegeben."