Wie entscheidet die FU Berlin im Fall Giffey?
Licht und Schatten für Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in der "FAZ": Ihre Anti-Mobbing-Initiative wird gelobt, aber sie sieht sich auch mit Plagiats-Vorwürfen bei ihrer Doktorarbeit konfrontiert. Eine Entscheidung der FU Berlin steht aus.
Eine elfjährige Schülerin in Berlin-Reinickendorf hat sich das Leben genommen. "Das war die Schreckensnachricht, die in der vorigen Woche die Berliner Winterferien beherrschte", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Der Vorfall löste eine bundesweite Debatte über Mobbing in der Schule aus und hat Ratgeber auf den Plan gerufen, die eine verstärkte Prävention fordern.
Empathiefähigkeit unter Schülern fördern
"Bundesfamilienministerin Giffey schickt 'Anti-Mobbing-Profis' und 'Respekt-Coaches' an die Schulen", schreibt Hannah Bethke und lobt es als "politische Antworten", gibt aber zu bedenken, dass allein das Vorbeugen Probleme von Gewalt nicht löst. So wurde an der Technischen Universität Berlin aktuell eine "erste bundesweite Bestandsaufnahme zum Thema Antisemitismus in der Schule" präsentiert, die bemängelt "die Schulen täten zu wenig gegen Antisemitismus".
Kritisiert wird eine auf die Schoa reduzierte "verzerrte Darstellung der jüdischen Geschichte". Daraus folgt die Empfehlung, die Schulbücher zu überarbeiten und einen Unterricht anzustreben, der "die Fähigkeit zu abstraktem Denken und konkreter Empathiefähigkeit" fördert.
Nur grobe Fahrlässigkeit ist eindeutig ein Plagiat
Wir bleiben in der FAZ und auch bei Franziska Giffey, allerdings in anderem Zusammenhang. "Muss die Familienministerin um ihren Doktorgrad fürchten?" fragt Jochen Zenthöfer. Die Plattform VroniPlag Wiki hat in dieser Arbeit zahlreiche Plagiate entdeckt, genau gesagt handelt es sich um 7,4 Prozent der Gesamttextmenge. Zenthöfer informiert: "Bei ihr gibt es keine einzige Seite, die komplett plagiiert wurde, mehr als 90 Prozent der Arbeit ist als plagiatsfrei anzusehen".
Damit ist das deutlich weniger als bei vielen anderen von VroniPlag Wiki untersuchten Dissertationen, zum Beispiel der des früheren CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg, "bei dem seitenweise Kopien fremder Texte ohne Quellenangabe zu finden sind." Zu beachten sei weiterhin "der Unterschied zwischen Fahrlässigkeit und grober Fahrlässigkeit". Allein Letzteres ist eindeutig ein Plagiat. Noch gibt es dazu keinen Schlussstrich. Zenthöfer schreibt: "Die FU Berlin könnte den Titel entziehen, könnte aber ebenso gut das Gegenteil entscheiden."
Plädoyer für Dokumentationen in der Prime Time
Der TAGESSPIEGEL greift am Rande der Berlinale ein Thema auf. Die Überschrift "Doku in die Prime Time" fasst zusammen, worum es geht. Kurt Sagatz referiert: "In einer Studie hat die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm zusammen mit dem Grimme-Institut kritisiert, dass Dokumentarfilme mit politisch und gesellschaftlich relevanten Themen vor allem im Spätprogramm zu finden seien." Doku-Filmer Arne Birkenstock "forderte die ARD im Umgang damit zu mehr Selbstbewusstsein auf."
Er hat gute Gründe dafür: "Deutsche Dokumentarfilme seien regelmäßig bei Nominierungen und Preisverleihungen dabei, würden aber im Programm versteckt und nicht ausreichend beworben". Bei der Vorstellung der Dokumentar-Highlights 2019 wünschte man sich aber gerade für diese Produktionen das Gegenteil: Informiert wurde u.a. über "Gorbatschow. Eine Begegnung" von Werner Herzog, der den Politiker drei Mal für Interviews getroffen hat.
In "Insel Treuhand" wird die Privatisierung der DDR-Industrie unter Birgit Breuel thematisiert. Die zweiteilige Doku "Inside HVA" blickt tief in den ostdeutschen Geheimdienst. Nicht alle Produktionen werden einen Sendeplatz in der Prime Time bekommen, "das sei aber kein Manko", wird ARD-Programmchef Volker Herres zitiert. "Oftmals könne es für Dokumentarfilme sinnvoller sein, 21 Uhr oder später gezeigt zu werden", beharrt er.
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG gratuliert Stefan Rebenich dem Historiker Christian Meier, der an diesem Sonnabend seinen 90. Geburtstag feiert, "in beneidenswerter intellektueller Frische", wie der Gratulant hinzufügt. Er lobt: "Geschichtsschreibung ist ihm stets mehr als nur Erzählung oder die Mitteilung von Forschungsergebnissen, sie ist ihm Abbild eines Erkenntnisprozesses."