Zappanale – "Weltereignis" an der Ostsee
Einst kamen die Sounds von einem LPG-Traktoranhänger. Mittlerweile hat sich das Festival in Bad Doberan zu Ehren von Frank Zappa zu einem Kultevent gemausert. Wenn es die Zappanale nicht mehr geben sollte, dann sei auch Zappa richtig tot, schreibt "Die Welt".
"Kann die Kunst den Griechen helfen?", fragt Werner Bloch in der Tageszeitung DIE WELT.
Der Autor reflektiert über das Vorhaben, die documenta im Jahr 2017 zeitgleich und gleichberechtigt in Kassel und Athen abzuhalten. Der Leiter der documenta 14, Adam Szymczyk, "hat Pläne, die schlicht irrsinnig wirken", meint Bloch.
"Zum Beispiel das Motto, das er dafür als Leitmotiv ausgegeben hat: Von Athen lernen."
Athen als Lehrbeispiel, das klinge angesichts des drohenden griechischen Desasters nach blankem Hohn, so der Autor. Aber das Motto ist ernst gemeint, der polnische Kulturmanager, so Bloch: "Will das Griechenlandbild auf den Kopf stellen und das Selbstbewusstsein der Europäer durchschütteln. Ihn fuchst es, dass die Griechen zu Parias geworden und gleichsam auf menschliches Ramschniveau herab gestuft worden sind. In der Metropole Athen sieht er einen produktiven 'melting point der Probleme', der biete sich an, um Krisenmechanismen wie unter dem Brennglas zu erkennen und einen Lernprozess einzuleiten."
Bloch kommentiert:
"Ambitionierter könnte ein Projekt nicht sein. Der Kunst traut man in Griechenland eine Menge zu, vielleicht wird sie zurzeit nirgendwo ernster genommen. Die Zusammenarbeit mit dem documenta-Team könnte ein Glücksfall werden."
In der Berliner Tageszeitung TAZ nimmt Ingo Arend den Gedanken auf und überlegt:
"Jahrzehntelang hatten die Bewohner der Provinzmetropole gereizt auf die Herausforderungen der internationalen Kunstavantgarden reagiert. Doch ausgerechnet in dem Moment, in dem die Kasseler die documenta inzwischen lieben, denkt die Weltkunstausstellung ans Abwandern."
Kaum Verbesserungen für kubanische Schriftsteller
Im TAGESSPIEGEL lesen wir:
"Havanna und Washington nähern sich an. Für uns Autoren hat sich nichts geändert, es gibt keine kulturelle Öffnung. Aber immerhin gebe es Hoffnung, dass die Fenster weiter aufgestoßen würden,"
zitiert die Zeitung den kubanischen Schriftsteller Leonardo Padura. Philipp Lichterbeck hat ihn auf dem Literaturfest FLIP in Brasilien getroffen; dort ist Padura der meistgelesene Schriftsteller Kubas. 40.000 Exemplare seines Romans "Der Mann, der die Hunde liebte" wurden hier verkauft. Auf Kuba sieht es anders aus, dort wurden nur 8000 Exemplare gedruckt.
"Die Zensur ist nicht das Problem. Es fehlt an Papier."
Was, wie Lichterbeck kommentiert, auf das Gleiche hinausläuft, die Literatur erreicht die Leser nicht. Der heute 60-jährige Padura gilt vielen als Maßstab dafür, wie weit man als Intellektueller auf Kuba gehen kann.
"Kritisch beschäftigt er sich mit der Realität auf seiner sozialistischen Insel, geriet dabei aber nie ernsthaft mit dem Regime in Konflikt."
Padura sagt über sich selbst:
"Ich bin weder in der Partei, noch bin ich Dissident. Aber ich sage, was ich denke. Kuba brauche Reformen, klar, aber niemand wolle, dass es so werde wie in Russland, vom Kommunismus in den Konsumismus. Heute lebt Kuba in einer Übergangsperiode, so Lichterbeck. Vieles ist im Fluss und widersprüchlich. Die Positionen werden ständig neu bestimmt. Wenn es eine Konstante gibt, dann den Geldmangel und die Unsicherheit, was kommt."
Musikfestival Zappanale in Mecklenburg
"Stirbt die Zappanale, ist Frank Zappa tot", überschreibt DIE WELT einen Artikel von Peter Wawerzinek.
"Bad Doberan und die Zappanale sind ein Ereignis von Welt", fasst er in seinem Bericht zusammen. Wie viel Osten steckt noch im Festival, fragt der Schriftsteller den Gründer Wolfhard Kutz. Der macht es sich einfach und antwortet:
"Komm doch selber drauf. Was einmal auf einem Traktoranhänger der LPG begann und heute gigantische Ausmaße auf der Galopprennbahn nahe Heiligendamm annimmt, ist längst nicht mehr in mecklenburgischer Hand."
Und dennoch:
"Noch immer ist die Zappanale ein großes Klassentreffen; einmal jährlich kommen die Fans zusammen, die das ganze Jahr über sonst nicht miteinander im Kontakt sind. Was man sich von Zappa so erzählen kann, kennt man bereits. Und mehr ist dazu auch in Jahrzehnten nicht zu bemerken."