Aus den fiktiven Feuilletons

Blonde Reptilien auf dem blauen Planeten

Donald Trump bei einer Rede in Washington
Die Welt nach Donald Trump: Außerirdische unterwandern die Erde © Jim Lo Scalzo/dpa
Von Klaus Pokatzky |
In Klaus Pokatzkys fiktiver Kulturpresseschau geht es zum Jahreswechsel hoch her: AfD-Chefin Frauke Petry wird Nachfolgerin von Günther Jauch, Donald Trump fühlt sich von Außerirdischen verfolgt und Olympia 2024 kommt dank Beckenbauer - vielleicht - nach Berlin.
"Na ja. So doll war Günther Jauch ja nun auch nicht." Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. "Aber das einzige, worin ihn seine Nachfolgerin wirklich übertrifft – das ist dieses, nun ja: blöde Glotzen", schreibt Patrick Waefer. "Freundlicher könnte man auch sagen: wenn Frauke Petry in ihrer Talkshow etwas nicht versteht, und das ist sehr häufig der Fall, kann sie noch merkwürdiger blicken, als ihr Vorgänger Günther Jauch das konnte; und das will etwas heißen."
ARD-intern hatte es ja heftige Diskussionen gegeben, ob die ehemalige Politikerin der "Alternative für Deutschland" (AfD) für ihren Rücktritt vom Parteivorsitz wirklich mit einer eigenen Talkshow belohnt werden sollte. Die CSU-Vertreter des Bayerischen Rundfunks hatten am Ende ausreichend Druck gemacht – Frauke Petry habe sich nach ihrem Besuch beim Bundespresseball im vorigen Jahr eindeutig von den Lügenpresse-Sprüchen ihrer politischen Freunde distanziert und überzeugend erklärt, dass sie im Journalismus besser aufgehoben sei als in der Politik.
Deutsch-Pflichtkurse für CSU-Mitglieder
"Wer andern eine Grube gräbt, tappt selbst hinein", heißt es in der Tageszeitung TAZ zu einem anderen Projekt der CSU: der sogenannten schriftlichen Integrationspflicht für Flüchtlinge. Beschlossen worden war diese ja auf der Klausurtagung der bayerischen Regierungspartei Anfang Januar in Wildbad Kreuth, ebenso wie die Pflicht zu Deutsch-Kursen für Flüchtlinge – und beides gegen den heftigen Widerstand von Angela Merkel.
"Die Warnungen der klugen Kanzlerin sind nun übertroffen worden", schreibt Anke Schellminski in der TAZ. "Was die Grünen sich daraufhin ausgedacht haben, war einfach ein Geniestreich: Bevor Flüchtlinge eine Erklärung unterschreiben müssten, dass sie die Werte in Deutschland anerkennen, sollten dieses erst einmal alle Mitglieder der im Bundestag vertretenen Parteien tun."
Die Grünen hatten dafür ja einen verpflichtenden Wertekatalog aufgestellt, wozu auch der Respekt vor gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gehört – und Deutsch-Pflichtkurse für CSU-Mitglieder. "Und das hat die CSU-Basis ausflippen lassen", ist in der TAZ zu lesen. "Weil Angela Merkel den Grünen-Vorstoß nicht unmissverständlich zurückgewiesen hatte, sind nun ganze Ortsvereine der bayerischen Schwesterpartei aufgebrochen in Richtung der neuen katholisch-fundamentalistischen Partei des einstigen Spiegel- und Welt-Kolumnisten Matthias Matussek."
Blondierte Außerirdische bedrohen Donald Trump
Mit einem anderen Wahlkämpfer beschäftigt sich die Wochenzeitung DIE ZEIT. "Was wird aus der westlichen Welt, wenn Donald Trump tatsächlich der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte?", fragt Susanne Hardt-Burg – nachdem der Mann, der Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden will, vor einer neuen Bedrohung gewarnt hatte.
"Die Welt wird also in Wirklichkeit von außerirdischen Reptilien beherrscht", fasst DIE ZEIT Trumps Alien-Weltbild zusammen. "Von außerirdischen Reptilien, die sich in weiblichen, speziell blondierten Körpern verstecken würden – und die immer mehr als Politikerinnen und Moderatorinnen die Vereinigten Staaten unterwandern. Dass der Dresdner Pegida-Führer Lutz Bachmann, der Donald Trump in seinem Wahlkampf unterstützt, bei dieser Rede neben dem Reptilien-Republikaner stand und zustimmend nickte, verwundert einen nun allerdings nicht."
Was kostet die Hamburger Elbphilharmonie?
Und wo bleibt das Positive? "Es ist nicht zu glauben", freut sich die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. "Die Hamburger Elbphilharmonie wird tatsächlich am 11. Januar 2017 eröffnet", schreibt Andreas Nabbert. Zwar wird das Konzerthaus nicht 114 Millionen Euro kosten, wie ursprünglich, 2007, vertraglich vereinbart; sie wird auch nicht 575 Millionen kosten, wie 2012 mit dem Bauunternehmer nachverhandelt wurde; und sie wird auch nicht 789 Millionen kosten, wie Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz 2013 verkündet hatte – sondern erfordert laut der FRANKFURTER ALLGEMEINEN "einen noch nicht näher bezifferbaren weiteren Zuschlag, wie aus dem Hamburger Rathaus zu erfahren war. Dieses sei aber zu verkraften; schließlich spare die Hansestadt beträchtliche Summen ein, da die Olympischen Spiele ja an der Elbe vorbeigehen werden."
Olympia 2024 an die Spree
Und was ist mit der Spree, könnten wir da jetzt fragen – und spielen aber nicht auf den Flughafen Berlin-Brandenburg an, der ja nach der neuesten Erklärung des Berliner Senats frühestens 2050, auf jeden Fall aber noch in diesem Jahrhundert eröffnet werden soll. "Kommt Olympia 2024 vielleicht doch in die deutsche Hauptstadt?", macht sich der TAGESSPIEGEL leise Hoffnung – nachdem es einer Privatinitiative von Berliner Unternehmern gelungen war, als Manager für ihre Initiative "Fünf Ringe über dem Brandenburger Tor" Franz Beckenbauer und Sepp Blatter zu gewinnen.
"Beide haben jahrelang im deutschen und im internationalen Fußball gelernt, wie Kicker-Meisterschaften vergeben werden", meint Katharina Garr im TAGESSPIEGEL. "Auch, wenn die Anmeldefrist schon verstrichen ist: Wenn es diesen beiden nicht gelingen sollte, die Olympischen Spiele nach Berlin zu holen – wem dann? Franz Beckenbauer und Sepp Blatter würden es auch schaffen, Liechtenstein oder dem Vatikanstaat die Olympischen Spiele zu zu schachern."
Dann lieber dem Papst.
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