Aus für das "Bombodrom"
Seit 17 Jahren kämpft die Bürgerinitiative "Freie Heide" gegen einen Bombenabwurfplatz im Norden Brandenburgs. Nun gab die Bundeswehr auf und kündigte an, auf eine militärische Nutzung des Areals zu verzichten.
Detonationen, Lärmterror Tag und Nacht: Das war der Alltag der Menschen, die zur DDR-Zeit am Rande der Kyritz-Ruppiner Heide zwischen Rheinsberg, Neuruppin und Wittstock lebten. Die Rote Armee hatte sich nach 1950 das 144 Quadratkilometer große Areal unrechtmäßig angeeignet und ohne jede Rücksicht auf die Bevölkerung der Umgebung genutzt.
"Die Fenster und Schaufenster flogen bei uns raus, Wände haben Risse, mein Haus ist voller Risse, und das ist neu gebaut, 57 wohlgemerkt, es war eine schreckliche Zeit, und das war 40 Jahre lang. Und wir haben gelebt wirklich wie an einer Kriegsfront."
Annemarie Friedrich, eine Frau aus der kleinen Gemeinde Flecken Zechlin am Rande des Truppenübungsplatzes. Der Mauerfall und das Ende des Kalten Krieges waren eine Erlösung für die geplagten Anwohner. Doch dann kam die böse Überraschung: 1992 kündigte die Bundeswehr an, dass sie das Gelände als Bombenabwurfplatz weiter nutzen wolle.
Im selben Jahr wurde eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Unter dem Namen "Freie Heide" setzte sie sich gegen die Bundeswehrpläne zur Wehr. Der Name "Bombodrom" wurde bald zum Synonym für den Kampf David gegen Goliath – brandenburgische Bürger gegen die scheinbar übermächtige Bundeswehr. Annemarie Friedrich war eine der ersten Symbolfiguren des Widerstandes:
"Nun frage ich mich, hat die Bundeswehr moralisch oder juristisch das Recht, die ganze Region nach wie vor kaputt zu machen?"
Rückhalt bekam die Bewegung durch die evangelische Kirche, die die Bürgerbewegung mit großem Engagement unterstützte. Protestwanderungen begannen oft mit einer kurzen kirchlichen Feier. Predigt und Protest gehörten zusammen in der Bürgerbewegung, die alle Formen des zivilen Widerstandes nutzte.
Entscheidend für den Erfolg der Bewegung war der Kampf auf dem Rechtsweg. Die Gemeinden klagten dagegen, dass die Bundeswehr den Bombenabwurfplatz in Betrieb nehmen wollte, ohne das im zivilen Leben vorgeschriebene Planungsrecht zu beachten. Als Rechtsanwalt vertrat Rainer Geulen die Kläger:
"Es wird nach unserer Einschätzung keine Stelle in Deutschland geben, wahrscheinlich nicht mal in Westeuropa, wo solche Lärmbelastungen zugelassen werden. Das werden wir auf gar keinen Fall hinnehmen."
27 Gerichtsverfahren wurden angestrengt – fast alle Verfahren verlor die Bundeswehr. Nach der letzten juristischen Niederlage im Frühjahr wurde der Druck auf den Bundesverteidigungsminister übermächtig. Der Bundestag forderte ihn nach einem Votum des Petitionsausschusses auf, die Bombodrom-Pläne aufzugeben.
Der Sieg der Bürgerbewegung gegen die Bundeswehr ist nicht zuletzt ein Erfolg des Pfarrers Benedikt Schirge: Er hatte als Sprecher der "Freien Heide" dafür gesorgt, dass der Bürgerinitiative in dem jahrelangen Ringen nicht die Luft ausging.
"Die Fenster und Schaufenster flogen bei uns raus, Wände haben Risse, mein Haus ist voller Risse, und das ist neu gebaut, 57 wohlgemerkt, es war eine schreckliche Zeit, und das war 40 Jahre lang. Und wir haben gelebt wirklich wie an einer Kriegsfront."
Annemarie Friedrich, eine Frau aus der kleinen Gemeinde Flecken Zechlin am Rande des Truppenübungsplatzes. Der Mauerfall und das Ende des Kalten Krieges waren eine Erlösung für die geplagten Anwohner. Doch dann kam die böse Überraschung: 1992 kündigte die Bundeswehr an, dass sie das Gelände als Bombenabwurfplatz weiter nutzen wolle.
Im selben Jahr wurde eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Unter dem Namen "Freie Heide" setzte sie sich gegen die Bundeswehrpläne zur Wehr. Der Name "Bombodrom" wurde bald zum Synonym für den Kampf David gegen Goliath – brandenburgische Bürger gegen die scheinbar übermächtige Bundeswehr. Annemarie Friedrich war eine der ersten Symbolfiguren des Widerstandes:
"Nun frage ich mich, hat die Bundeswehr moralisch oder juristisch das Recht, die ganze Region nach wie vor kaputt zu machen?"
Rückhalt bekam die Bewegung durch die evangelische Kirche, die die Bürgerbewegung mit großem Engagement unterstützte. Protestwanderungen begannen oft mit einer kurzen kirchlichen Feier. Predigt und Protest gehörten zusammen in der Bürgerbewegung, die alle Formen des zivilen Widerstandes nutzte.
Entscheidend für den Erfolg der Bewegung war der Kampf auf dem Rechtsweg. Die Gemeinden klagten dagegen, dass die Bundeswehr den Bombenabwurfplatz in Betrieb nehmen wollte, ohne das im zivilen Leben vorgeschriebene Planungsrecht zu beachten. Als Rechtsanwalt vertrat Rainer Geulen die Kläger:
"Es wird nach unserer Einschätzung keine Stelle in Deutschland geben, wahrscheinlich nicht mal in Westeuropa, wo solche Lärmbelastungen zugelassen werden. Das werden wir auf gar keinen Fall hinnehmen."
27 Gerichtsverfahren wurden angestrengt – fast alle Verfahren verlor die Bundeswehr. Nach der letzten juristischen Niederlage im Frühjahr wurde der Druck auf den Bundesverteidigungsminister übermächtig. Der Bundestag forderte ihn nach einem Votum des Petitionsausschusses auf, die Bombodrom-Pläne aufzugeben.
Der Sieg der Bürgerbewegung gegen die Bundeswehr ist nicht zuletzt ein Erfolg des Pfarrers Benedikt Schirge: Er hatte als Sprecher der "Freien Heide" dafür gesorgt, dass der Bürgerinitiative in dem jahrelangen Ringen nicht die Luft ausging.