Filmdebüt "Aus meiner Haut"

Ein Paar tauscht die Körper

11:06 Minuten
Ein Mann breitet vor schöner Meereskulisse die Arme aus. Sein Kopf ist nach hinten geneigt, er scheint etwas in den Wind zu schreien. Sein Gesicht drückt Verzweiflung und Leidenschaft aus.
Wer bist Du denn überhaupt noch? Was sind wir? Auch für die Figur von Thomas Wodianka gehts um existenzielle Fragen. © AMH / Walker + Worm / X-Verleih
Alex Schaad im Gespräch mit Patrick Wellinski |
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Regisseur Alex Schaad hat 2016 für seinen Film „Invention of Trust“ den Studentenoscar gewonnen. „Aus meiner Haut“ ist sein Spielfilmdebüt. Patrick Wellinski traf den Bruder von Dimitrij Schaad vor der Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig.
"Aus meiner Haut" handelt von dem Pärchen Tristan (Jonas Dassler) und Leyla (Mala Emde), die auf einer Insel Freunde besuchen. Auf dieser Insel kann man durch ein Ritual Körper tauschen.
Damit ist der Film ein fast klassischer Body-Switch-Film, der aber auch die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper thematisiert und damit aktuelle Diskurse wie Body Positivity oder Gender Fluidity wiederspiegelt.

Die Geschichte einer Beziehung

"Grundlage der Idee war: Wir wollen einen Film über eine Beziehung machen", sagt Regisseur Alex Schaad. "Uns lag es am Herzen, die Geschichte einer Beziehung zu erzählen, die eine Veränderung durchlebt. Das Strugglen, die Schwierigkeiten: Kann man noch ein Paar bleiben, wenn eine Veränderung durch ein Paar geht? Sind wir dann überhaupt noch wir, wenn sich der Status quo ändert?"

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Hauptdarstellerin Leyla hat am Anfang der Geschichte ein Geheimnis, findet Schaad. Die Rolle ihres Partners Tristan sei eine sehr passive Rolle, er sei am Anfang nur „Bystander“.
Tristan entspreche einem sehr modernen Männerbild, was sehr passiv in diese Welt gerate. Im Verlauf der Handlung müsse er sich verändern, um seine Beziehung und das Leben seiner Partnerin zu retten.

Erst über den Wechsel, den sie durchleben, bekommt er einen Blick auf die psychische und physische Verfassung seiner Freundin.

Regisseur Alex Schaad

Nie dagewesene Konflikte durch neue Vorzeichen

Der Körpertausch ist eher unerklärlich, er werde durch Elemente verschiedener Mythen und Rituale dargestellt, erzählt Schaad. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen: "Für eine kurze Phase in der Drehbuchentwicklung haben wir darüber nachgedacht, einen Science-Fiction-Film zu machen: mit Drähten, mit Technologie, mit einer logischen, kausalen Erklärung."
Das habe aber nicht funktioniert. Außerdem berge das Unerklärliche auch Möglichkeiten: "Du kannst die irrsinnigsten Dinge im magischen Realismus erzählen. Wenn wir uns von den naturalistischen Mitteln des Geschichtenerzählens befreien, kann man die absurdesten Situationen, nie dagewesene Konflikte erzählen, weil sich die Vorzeichen ändern."

Die Lösung liegt so nah

Dennoch seien die Figuren letztlich auf sich selbst zurückgeworfen. „Die meisten Beziehungen scheitern ja immer an dir selber", meint Schaad. "Jedes Problem, was du formulierst, jedes Feindbild, was du dir selber erschaffst, ist im Grunde genommen – aus einer psychologischen Sicht – immer auf dich selber zurückzuführen."
Alle Lösung müsse daher in einem selbst stattfinden, nicht in etwas anderem: "You can run, but you can't hide."
(ros)
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