"Aus Russland kommen 100 Filme im Jahr"
Filme aus Polen, Tschechien, Bulgarien oder Estland sieht man selten in deutschen Kinos. Das Filmfestival Cottbus will diese Lücke schließen. Die Hauptpreise gingen in diesem Jahr nach Russland - dort boomt der Kinomarkt und hat Deutschland nach Besucherzahlen überholt.
Der russische Wettbewerbsfilm "Gromozeka" erhielt den Publikumspreis. Drei Herren um die 50 stehen dort in einer Traumsequenz noch einmal auf der Bühne und spielen die Musik ihrer Jugend. Regisseur Vladimir Kott zeichnet kein besonders schmeichelhaftes Bild vom Alltag russischer Männern im angeblich "besten Alter", die sich alle in einer Midlife-Crisis befinden. Sie wirken dabei ebenso überfordert wie desillusioniert.
Dank der drei spielfreudigen Hauptdarsteller setzt die Regie nicht nur auf die düsteren Aspekte der Geschichte, sondern reichert sie mit einer gesunden Prise schwarzen Humors an. Die Jury in Cottbus bedachte den Film dann auch mit einem Spezialpreis und vergab den Hauptpreis an einen weiteren Film aus Russland: "Porträt im Zwielicht" von Angelina Nikonova, der die Gemüter entzweite und für heftige Diskussionen sorgte. Barbara Breuer von der Potsdamer "Märkischen Allgemeinen" verteidigt den Hauptpreissieger:
"Der russische Film "Porträt im Zwielicht", ein sehr starker Film, der eine Frau portraitiert, die vergewaltigt wurde und sich dann in ganz ungewöhnlicher Form an ihrem Vergewaltiger rächt. Sehr starke Bilder hatte dieser Film, verursacht auch immer wieder Herzrasen, hält die Spannung in einem durch. Es gibt selten Filme, die so was schaffen."
Allein drei russische Filme gab es im Wettbewerb zu sehen, die eindeutig die Dominanz und Sonderstellung des russischen Kinos verdeutlichen. Schon seit Jahren boomt der Kinomarkt in Russland und hat nach Besucherzahlen Deutschland überholt. Der Juryvorsitzende Alexander Rodnyansky ist ein einflussreicher Film- und Fernsehproduzent und Verleiher, der sich auch in Deutschland noch gut auskennt. So arbeitete er Anfang der 90er Jahre beim ZDF. Für ihn hat das Filmfestival Cottbus auch eine internationale Dimension:
"Ich finde, es ist toll, dass in Deutschland immer noch dieses Festival gibt, und…für Osteuropäer ist es besonders wichtig. Von der osteuropäischen Seite, tschechische, slowakische, serbische, russische sogar es ist ganz wichtig, dass es eine neue Dimension gibt, so man sich sehen kann. Dieser Treffpunkt ist in Deutschland. Das ist ganz interessant."
Was aber kann ein Filmfestival über die Dauer des Festivalzeitraums hinaus tun, um das osteuropäische Kino in Deutschland bekannter zu machen? Diese Frage stellten sich viele Produzenten, Verleiher, Förderer aus Ost und West bei "Connecting Cottbus", dem Filmmarkt des Festivals. Dort wird nicht nur versucht, Koproduktionen zu vermitteln, sondern auch generell das Image und die Rentabilität von Koproduktionen zwischen Ost und West zu verbessern. So gilt es, das ganze Jahr über immer wieder Events zu schaffen, mit DVD Editionen die erfolgreichen Titel zu vermarkten und als Marke "Filmfestival Cottbus" im Gespräch zu bleiben. Für Oliver Reinhard von der "Sächsischen Zeitung" in Dresden hat Cottbus schon so einiges bewirkt.
"Wenn ich die Filme, die es bei uns schaffen, die wenigen im Kino, wenn ich die sehe, macht mich das umso neugieriger auf das nächste Programm von Cottbus, um einfach zu schauen, welche Entwicklungen gibt es, aus welchen Regionen kommen da überhaupt Filme, weil aus manchen Ländern kommen zwei oder drei im Jahr, aus Russland 100 im Jahr. Das finde ich sehr, sehr spannend, das ist so eine Wechselwirkung. Wenn ich in Cottbus bin, freue ich mich über die osteuropäischen Filme, die es ins Kino schaffen, wenn ich einen davon sehe, freue ich mich auf den nächsten Jahrgang in Cottbus."
In Cottbus kann man in den vielen Nebenprogrammen auch lokale Blockbuster aus Estland oder Bulgarien bewundern - oder einfach nur neue Trends feststellen. So lief erstmals in über 20 Festivaljahren kein ungarischer Film mehr im Wettbewerb, weil nach der nationalkonservativen politischen Wende in Ungarn und der Umstrukturierung der staatlichen Filmförderung die Jahresproduktion fast völlig zum Erliegen kam. Allgemein wurde der Wettbewerb in diesem Jahr als stärker eingestuft, und auch die Genrevielfalt wurde berücksichtigt. So gewann auch "Mein Name ist Ki", die sympathische Darstellung einer alleinerziehenden Mutter im heutigen Polen, diverse Preise und bewies: Nicht alles aus Osteuropa muss düster und schwer sein.
Wenn es nun noch gelingt, die technischen Probleme bei der Projektion in der Cottbuser Stadthalle zu lösen und vielleicht mit dem Wettbewerb wieder in das zweitälteste Kino Deutschlands, den schick renovierten "Weltspiegel" umzuziehen, dann hätte das Festival seine Hausaufgaben gemacht – und kann auch in Zukunft weiter die wichtigste Plattform in Deutschland für das Filmschaffen in ganz Osteuropa bleiben.
Filmfestival Cottbus
Dank der drei spielfreudigen Hauptdarsteller setzt die Regie nicht nur auf die düsteren Aspekte der Geschichte, sondern reichert sie mit einer gesunden Prise schwarzen Humors an. Die Jury in Cottbus bedachte den Film dann auch mit einem Spezialpreis und vergab den Hauptpreis an einen weiteren Film aus Russland: "Porträt im Zwielicht" von Angelina Nikonova, der die Gemüter entzweite und für heftige Diskussionen sorgte. Barbara Breuer von der Potsdamer "Märkischen Allgemeinen" verteidigt den Hauptpreissieger:
"Der russische Film "Porträt im Zwielicht", ein sehr starker Film, der eine Frau portraitiert, die vergewaltigt wurde und sich dann in ganz ungewöhnlicher Form an ihrem Vergewaltiger rächt. Sehr starke Bilder hatte dieser Film, verursacht auch immer wieder Herzrasen, hält die Spannung in einem durch. Es gibt selten Filme, die so was schaffen."
Allein drei russische Filme gab es im Wettbewerb zu sehen, die eindeutig die Dominanz und Sonderstellung des russischen Kinos verdeutlichen. Schon seit Jahren boomt der Kinomarkt in Russland und hat nach Besucherzahlen Deutschland überholt. Der Juryvorsitzende Alexander Rodnyansky ist ein einflussreicher Film- und Fernsehproduzent und Verleiher, der sich auch in Deutschland noch gut auskennt. So arbeitete er Anfang der 90er Jahre beim ZDF. Für ihn hat das Filmfestival Cottbus auch eine internationale Dimension:
"Ich finde, es ist toll, dass in Deutschland immer noch dieses Festival gibt, und…für Osteuropäer ist es besonders wichtig. Von der osteuropäischen Seite, tschechische, slowakische, serbische, russische sogar es ist ganz wichtig, dass es eine neue Dimension gibt, so man sich sehen kann. Dieser Treffpunkt ist in Deutschland. Das ist ganz interessant."
Was aber kann ein Filmfestival über die Dauer des Festivalzeitraums hinaus tun, um das osteuropäische Kino in Deutschland bekannter zu machen? Diese Frage stellten sich viele Produzenten, Verleiher, Förderer aus Ost und West bei "Connecting Cottbus", dem Filmmarkt des Festivals. Dort wird nicht nur versucht, Koproduktionen zu vermitteln, sondern auch generell das Image und die Rentabilität von Koproduktionen zwischen Ost und West zu verbessern. So gilt es, das ganze Jahr über immer wieder Events zu schaffen, mit DVD Editionen die erfolgreichen Titel zu vermarkten und als Marke "Filmfestival Cottbus" im Gespräch zu bleiben. Für Oliver Reinhard von der "Sächsischen Zeitung" in Dresden hat Cottbus schon so einiges bewirkt.
"Wenn ich die Filme, die es bei uns schaffen, die wenigen im Kino, wenn ich die sehe, macht mich das umso neugieriger auf das nächste Programm von Cottbus, um einfach zu schauen, welche Entwicklungen gibt es, aus welchen Regionen kommen da überhaupt Filme, weil aus manchen Ländern kommen zwei oder drei im Jahr, aus Russland 100 im Jahr. Das finde ich sehr, sehr spannend, das ist so eine Wechselwirkung. Wenn ich in Cottbus bin, freue ich mich über die osteuropäischen Filme, die es ins Kino schaffen, wenn ich einen davon sehe, freue ich mich auf den nächsten Jahrgang in Cottbus."
In Cottbus kann man in den vielen Nebenprogrammen auch lokale Blockbuster aus Estland oder Bulgarien bewundern - oder einfach nur neue Trends feststellen. So lief erstmals in über 20 Festivaljahren kein ungarischer Film mehr im Wettbewerb, weil nach der nationalkonservativen politischen Wende in Ungarn und der Umstrukturierung der staatlichen Filmförderung die Jahresproduktion fast völlig zum Erliegen kam. Allgemein wurde der Wettbewerb in diesem Jahr als stärker eingestuft, und auch die Genrevielfalt wurde berücksichtigt. So gewann auch "Mein Name ist Ki", die sympathische Darstellung einer alleinerziehenden Mutter im heutigen Polen, diverse Preise und bewies: Nicht alles aus Osteuropa muss düster und schwer sein.
Wenn es nun noch gelingt, die technischen Probleme bei der Projektion in der Cottbuser Stadthalle zu lösen und vielleicht mit dem Wettbewerb wieder in das zweitälteste Kino Deutschlands, den schick renovierten "Weltspiegel" umzuziehen, dann hätte das Festival seine Hausaufgaben gemacht – und kann auch in Zukunft weiter die wichtigste Plattform in Deutschland für das Filmschaffen in ganz Osteuropa bleiben.
Filmfestival Cottbus