Junge Dirigentinnen in der Ausbildung
Wegbereiterin: Joana Mallwitz war die jüngste Generalmusikdirektorin Europas © imago / photo2000
Frauen gesucht
Eine Frau am Dirigentenpult? Das ist immer noch nicht selbstverständlich. Zwar gibt es immer mehr Dirigentinnen, die sich in der Männerdomäne durchsetzen. Doch Musikhochschulen würden ihnen gerne noch viel mehr Platz in ihren Studiengängen einräumen.
Wie steht es um den weiblichen Nachwuchs im Fach Dirigieren? Was können die Musikhochschulen tun, damit mehr Frauen am Pult stehen? Für das Feature hat unsere Autorin mit jungen Dirigentinnen und Professoren gesprochen.
Vorbilder: männlich
"Menschen beurteilen die Dinge aufgrund ihrer Erfahrungen", sagt Johannes Schlaefli, Professor für Chorleitung an der Zürcher Hochschule der Künste. Wer heute in ein Konzert oder eine Oper geht, erlebt an 100 Abenden, wenn er Glück hat, vielleicht zwei Dirigentinnen am Orchesterpult. Unser Bild ist geprägt von großen Männern, Herbert von Karajan, Willem Mengelberg oder Leonard Bernstein.
In den vergangenen Jahrzehnten begann dieses Bild heftig zu bröckeln. Für Bewegung haben charismatische, erfolgreiche Frauen wie zum Beispiel Simone Young oder Joana Mallwitz gesorgt. Doch es ist ein mühsamer Weg. „Nennen sie es Konservatismus“, sagt Nicolás Pasquet von der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar. Denn es gebe noch immer zu wenige Frauen, die sich für ein Dirigier-Studium entscheiden und Professoren, die ganz offiziell keine Frauen unterrichten möchten.
Mit Mut und Durchsetzungsvermögen
Dirigentinnen wie Sonja Lachenmayr und Keren Kagarlitsky haben diese Erfahrungen nicht gemacht, aber auch sie mussten sich mit einer überwiegend männlichen Dirigiertechnik auseinandersetzten und sehr hart arbeiten, damit „komische“ Blicke und zweifelhafte Kommentare im Orchestergraben verstummen.