Ausblick aufs literarische Frühjahr

Angekündigte Meisterwerke und neue Familiengeschichten

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Eine Frau liegt im bunten Kleid auf einer Wiese voller Gänseblümchen und hält ein aufgeschlagenes Buch über ihr Gesicht.
Hanya Yanagihara, Michel Houellebecq und Nino Haratischwili gehören zu den Schriftstellern, von denen wir im Frühjahr 2022 Neues erwarten dürfen. © Getty Images / zoranm
Von Miriam Zeh |
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Die neue Buchsaison beginnt mit großen Namen: Michel Houellebecq oder Orhan Pamuk veröffentlichen neue Werke. Themen wie Herkunft und Identität sind in den Verlagsprogrammen weiterhin präsent, außerdem Familiengeschichten und schreibende Prominente.
Seit Dezember schon lesen sich Redaktionen und Buchhandel durchs literarische Frühjahr. Gerade erscheinen die ersten Titel der neuen Saison. Und die beginnt mit drei internationalen Paukenschlägen: In wenigen Tagen gibt es einen neuen Roman von Michel Houellebecq. „Vernichten“ soll er heißen und mit mehr als 600 Seiten das bislang umfangreichste Buch des französischen Skandalautors sein. Der Inhalt aber soll bis zum 11. Januar streng geheim bleiben.
Am selben Tag wie die deutsche Übersetzung von Houellebecq erscheint auch „Zum Paradies“ und damit Neues von der New Yorker Weltbestsellerautorin Hanya Yanagihara. 2017 landete sie mit ihrem Freundschaftsroman „Ein wenig Leben“ einen Riesenerfolg.
Im Februar folgt das laut Verlag „seit Langem angekündigte Meisterwerk“ von Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk: „Die Nächte der Pest“. Es spielt Anfang des 20. Jahrhunderts im Osmanischen Reich, als die Pest ausbricht und Muslime und Christen sich gegenseitig beschuldigen.

Reise in migrationsgeprägte Familiengeschichte

In den deutschsprachigen Verlagsprogrammen bleiben auch 2022 Themen wie Herkunft und Identität präsent. Debatten um die Diversität von Preisjurys und Nominierungslisten hatten bereits das vergangene Jahr begleitet.
Im Frühjahr schreiben nun nicht nur Fatma Aydemir oder Monika Helfer neue Familiengeschichten. Stimmungsbarometer für dieses Trendthema sind auch literarische Debüts. Lin Hierse und Yade Yasemin Önder erzählen beide etwa von Protagonistinnen zwischen zwei Kulturen und damit in fiktionalisierter Form auch von ihrer eigenen Herkunft. In Lin Hierses „Wovon wir träumten“ beerdigt die Protagonistin ihre chinesische Großmutter. Yade Yasemin Önder schickt ihre Hauptfigur aus „Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron“ nach dem Tod des türkischen Vaters auf eine Reise in ihre migrationsgeprägte Familiengeschichte.

Verleger wird literarischer Debütant

Die junge deutschsprachige Gegenwartsliteratur ist also weiterhin von gesellschaftspolitischen Debatten durchdrungen. Deshalb wechseln auch nach wie vor viele Schreibende aus dem Journalismus ins belletristische Metier. Laura Cwiertnia etwa, stellvertretende Ressortleiterin bei der „Zeit“, erzählt in ihrem literarischen Debüt „Auf der Straße heißen wir anders“ von einer armenischen Migrationsgeschichte, die der ihres eigenen Vaters ähneln könnte.
Apropos Metierwechsel: Ungebrochen ist auch der Schreibfluss von Prominenten aller Art. Schauspielerin und Vielschreiberin Andrea Sawatzki wartet mit ihrem autofiktionalen Roman „Brunnenstraße“ auf. Und auch Verleger Jakob Augstein geht im Januar 2022 unter die literarischen Debütanten.

Neues Frühjahr, neue Preischancen

Wer sich etablierten Schriftstellerinnen überlassen möchte, kann sich in diesem Frühjahr auf neue Romane von Esther Kinsky, Nino Haratischwili, Katerina Poladjan, Kristine Bilkau oder Julia Schoch freuen. Und endlich gibts auch ein neues Buch von Heike Geißler. Ein Auszug aus ihrem Roman „Die Woche“ war beim Wettlesen in Klagenfurt im vergangenen Jahr leer ausgegangen.
Aber ein neues Frühjahr bedeutet ja auch: neue Preise, neue Chance! Am 17. Februar gibt die Jury für den Buchpreis der Leipziger Buchmesse ihre Nominierungen bekannt.

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