Geheimer Stollen in Buchenwald entdeckt
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Im Steinbruch des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar ist ein unterirdischer Stollen entdeckt worden. Zwei vergleichbare Hohlräume wurden bereits 1945 von der US-Armee geöffnet und darin befindliches Raubgut geborgen.
Seit den 90er-Jahren recherchierte der MDR-Journalist Peter-Hugo Scholz - suchte nach verborgenen Tunneln, die sich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchwald befinden sollten. Nun, nach seinem Tod, haben sich seine Recherchen bestätigt:
Bei Grabungen auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar ist ein leerer Stollen entdeckt worden. Der unterirdische Hohlraum sei zehn bis 15 Meter lang, jeweils etwa zwei Meter breit und hoch und liege ungefähr zehn Meter unter der Erdoberfläche, teilte die Gedenkstätte mit.
"Für uns ist das ein großer Erfolg, eine Würdigung der Arbeit von Peter-Hugo Scholz und ein Beweis der Qualität seiner Arbeit", sagt der Journalist Tobias Barth, der die Recherche seines verstorbenen Kollegen Scholz fortgesetzt hat – und bei den Grabungen vor Ort dabei war.
Ein weiterer Stollen soll geöffnet werden
Der Fund bestätige die MDR-Recherchen und Berichte von Zeitzeugen, dass in der Endphase des Konzentrationslagers im Frühjahr 1945 mehrere Stollen im Steinbruch auf dem Ettersberg angelegt worden waren. Die Nazis hatten sie von Häftlingen des Lagers graben lassen. Die US-Armee öffnete nach der Befreiung des Lagers im April 1945 zwei dieser Stollen und fand darin tonnenweise Raubgut – unter anderem aus dem Vernichtungslager Auschwitz.
Der nun entdeckte und freigelegte Stollen war allerdings leer. In den kommenden Tagen soll ein weiterer Stollen geöffnet werden. Barth glaubt allerdings nicht, dass es weitere Wertsachen in den Stollen gebe. Auftraggeber für den Bau sei das Führungshauptamt der SS gewesen. "Die haben Personalakten in ihrem Bestand gehabt. Und möglicherweise geht es hier um ein sicheres Kriegsendversteck für Akten, die tatsächlich bis heute größtenteils verloren sind – so etwas wie Personalakten der Waffen-SS zum Beispiel."
Gedenken nicht überlagern durch Schatzsuche
Die Gedenkstätte hatte erst gezögert, Grabungen auf dem Gelände zuzulassen. Dies liege zum einen darum, dass es immer wieder illegale Schatzgräber auf dem unübersichtlichen Gelände gebe, sagt Barth. "Das Wichtigere ist aber: Es handelt sich bei diesem Ort natürlich in allererster Linie um einen Gedenkort. Gerade dieser Steinbruch, das war ein Ort größter Brutalität. Dort sind Häftlinge geschunden worden, mussten sinnlos arbeiten, sind zu Tode gequält worden. Es gab dort auch Erschießungen. Das ist das Primäre an Buchenwald – und ich glaubte, das spielte eine große Rolle, dass man das Gedenken auch nicht überlagern will durch so etwas irgendwie auch Lapidares wie eine Schatzsuche."
(lkn / dpa / afpd)