Bloß nicht von dieser Krise lernen!
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Eine neue Solidarität, die Besinnung auf Familie und Freunde – aus der Krise ließe sich einiges mitnehmen, meinen viele. Grünen-Politiker Ralf Fücks sagt, das solle man besser lassen: „Ein Ausnahmezustand kann kein Zukunftsmodell sein.“
Dass die Coronakrise die Gesellschaft verändern wird, steht wohl außer Frage. Sie könnte einiges auch zum Guten ändern, meinen manche inzwischen, einen neuen Gemeinsinn entstehen lassen zum Beispiel. Ralf Fücks, geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne und ehemaliger Co-Vorsitzender der Grünen, ist da weniger optimistisch.
Positive Folgen sind Wunschdenken
"Ich halte das weitgehend für Wunschdenken", sagt Fücks. Was sollte man aus der Krise denn mitnehmen, fragt er. Von Ausgangssperren über Grenzkontrollen bis zu umfassende Verhaltenskontrollen per App: "Das, was jetzt kommt, das sind doch keine Hoffnungen auf die Zukunft, sondern das ist eine verdammte Seuche, die unserer Gesellschaft alles abverlangt, eine große Bewährungsprobe – und wir werden heilfroh sein, wenn wir die bewältigen können." Dass es danach ein Mehr an Besinnung auf das wirklich Wichtige gebe, glaubt Fücks nicht.
CO2-Einsparungen werden "zurückfedern"
Auch allen, die Klimavorteile durch die Krise loben, erteilt Fücks eine Absage. "Wenn man versucht, aus der Coronakrise ein Vorbild für ökologische Politik und Klimapolitik zu machen, landet man auf einer ganz schiefen Ebene."
Wolle man die CO2-Emissionen tatsächlich auf Null reduzieren, brauche man keine Stilllegung, sondern strukturelle Veränderungen und Innovationen: "Was wir jetzt einsparen an CO2, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein – und das wird wieder zurückfedern, wenn die Krise vorbei ist."
Wolle man die CO2-Emissionen tatsächlich auf Null reduzieren, brauche man keine Stilllegung, sondern strukturelle Veränderungen und Innovationen: "Was wir jetzt einsparen an CO2, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein – und das wird wieder zurückfedern, wenn die Krise vorbei ist."
Mehr Zukunftsbewusstsein statt Durchwurschteln
Man sei bisher zu sehr in Alltagsroutinen gefangen gewesen und habe mögliche Bedrohungen deshalb ausgeblendet, so Fücks. Wenn man etwas mitnehmen könne aus der aktuellen Krise, "dann das, dass wir mehr Zukunftsorientierung brauchen und nicht einfach nur dieses Durchwurschteln in unserer Gegenwart".
Das Gleiche gelte für die digitale Revolution, so Fücks: "Wir werden vor dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen stehen – und dafür brauchen wir mehr Zukunftsbewusstsein, sowohl in unserem Alltag wie auch in der Politik."
(CMK)