"Strukturen aus den 50er-Jahren"
Wer ist verantwortlich für das Chaos bei der Bundeswehr? Der ehemalige Wehrbeauftragte Reinhold Robbe klagt über eine hoffnungslos veraltete Bürokratie. Ministerin Ursula von der Leyen rät er zu einem radikalen Umbau der Wehrverwaltung.
Der ehemalige Wehrbeauftragte Reinhold Robbe hat dafür plädiert, die Verwaltung der Bundeswehr völlig neu zu strukturieren. Im Deutschlandradio Kultur sagte Robbe vor dem Hintergrund der Ausrüstungsmängel bei der deutschen Armee, die Struktur der Bundeswehr sei "total veraltet", sie stamme noch aus den 50er-Jahren. Insbesondere in der Wehrverwaltung seien große Beharrungskräfte zu finden, die wollten, dass sich nichts ändert.
Verteidigungsministerin von Ursula der Leyen (CDU) müsse es gelingen, diese Struktur aufzubrechen und dafür sorgen, "dass es eine vernünftige Hierarchie gibt, wo eine stringente, durchgehende Kommunikationsstruktur endlich Platz greift - wie in jedem modernen Betrieb, wie in jedem großen Konzern", sagte Robbe. "Wenn sie es anpackt, und wenn sie die richtigen grundsätzlichen Entscheidungen jetzt trifft, dann hat sie die große Chance, als eine Ministerin in die Geschichte einzugehen, auf die man noch lange positiv zurückblicken wird."
Die Bundeswehr ist überfordert und nicht ausgelegt für sieben oder acht parallele Einsätze
Zu dem von von der Leyen vorgelegten Prüfbericht zu Rüstungsprojekten bei der Armee sagte Robbe, aus diesem müssten jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden. Dann könne er sich vorstellen, dass danach auch der richtige Weg beschritten werde. "Aber meine große Befürchtung ist (...), dass leider auch derartige Erkenntnisse, die wir heute bekommen haben, zerredet werden."
Die Bundeswehr hält Robbe derzeit für überfordert. Sie sei ausgelegt für drei parallel laufende Einsätze mittlerer Größe. "Und wir haben es derzeit mit sieben, acht, neun parallel laufenden Einsätzen zu tun." Die Soldatinnen und Soldaten könnten nicht noch weiter belastet werden, sagte Robbe.