Menschen mit - und ohne Bürgerrechte
Der israelische Publizist Ofer Waldman sieht die Ausschreitungen in Israel am Tag der Eröffnung der US-Botschaft in einer langen Reihe von Demonstrationen. Mit Jerusalem als Hauptstadt gehe für viele Israelis ein Traum in Erfüllung. Doch die Zeremonie habe Öl ins Feuer gegossen.
Am Tag der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem protestierten Palästinenser im Gazastreifen. Israelische Soldaten erschossen mindestens 55 von ihnen, mehr als 2400 weitere Menschen wurden verletzt. Der Konflikt hat lange Wurzeln. Die Ausschreitungen im Gaza-Streifen hätten nicht nur mit der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem zu tun, sagte der israelische Musiker und Publizist Ofer Waldman im Deutschlandfunk Kultur. Sie seien Teil einer langen Reihe von Demonstrationen, die am 70. Jahrestag der Unabhängigkeit Israels nun ihren Höhepunkt fänden.
Die Palästinenser nennen dieses Datum den Nakba-Tag, übersetzt Tag der Katastrophe. "Die Zeremonie in Jerusalem ist das Öl, das ins Feuer gegossen wurde, aber die Demonstrationen sind an sich im Zusammenhang des Krieges von vor 70 Jahren zu betrachten", so der Publizist.
Tag der Katastrophe
Mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt gehe für viele Israelis ein Traum in Erfüllung, sagte Waldman. Damit werde die Weltaufmerksamkeit auf die Stadt gelenkt. Dabei habe man in Jerusalem eine Situation, die spiegelbildlich auch für das ganze Land gelte.
"Wir haben in Jerusalem heute eine Situation, in der in der gleichen Stadt Menschen leben mit Bürgerrechten, das sind die jüdischen Israelis, und einige wenige Palästinenser, die in West-Jerusalem leben. Und die Palästinenser, die in Ost-Jerusalem leben. Sie haben keine Bürgerrechte und sind keine israelischen Staatsbürger." Auch in Israel gebe es eine Gruppe mit und eine Gruppe ohne Bürgerrechte.
Hoffnung durch Friedens-Initiativen
Im Nahen Osten wie auch international gebe es viele Initiativen, die versuchten, den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu fördern, sagte der gebürtige Jerusalemer. Über solche Bündnisse könne Hoffnung in seiner Heimat verbreitet werden.
"Dafür brauchen wir Mut, dafür brauchen wir auch Unterstützung von unseren Freundinnen und Freunden in Deutschland, aber dafür brauchen wir nicht Menschen, die Jerusalem missbrauchen, um Politik in ihrem eigenen Land zu machen."