Die Ausstellung "Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute" zeigt das Deutsche Historische Museum in Berlin vom 20. April bis 31. Juli 2016.
Wenn Sticker und Aufkleber Hass verbreiten
"Angezettelt" heißt eine Ausstellung rassistischer Aufkleber von der Kaiserzeit bis heute, die das Deutsche Historische Museum in Berlin zeigt. Der "Stickerpapst" Andreas Ullrich ist überrascht, wie stark historische Vorläufer einigen aktuellen Exemplaren ähneln.
Sie waren schon im Deutschen Kaiserreich äußerst populär: Klebezettel, heute Sticker genannt, die im öffentlichen Raum für die Verbreitung eines Weltbildes sorgen sollten - Antisemiten entdeckten sie früh für ihre Propagandazwecke. In der Ausstellung "Angezettelt" im Deutschen Historischen Museum kann man jetzt antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute besichtigen.
Der Dresdner Andreas Ullrich ist in Deutschland der zentrale Mann der Stickerszene: Er gibt zweimal im Jahr das Sticker-Magazin "Klebstoff" heraus, druckt in seiner Agentur "Stickma" Aufkleber, publiziert zum Thema, verleiht einen Preis und betreibt eine Galerie. Er hat die Ausstellung im Historischen Museum besucht und berichtet von seinen Eindrücken.
Erschreckende Parallelen zu heute
Aufgefallen sei ihm, dass die Inhalte vor hundert oder 80 Jahren zu denen von heute sehr ähnlich sind, sagte Ullrich im Deutschlandradio Kultur. Als plastisches Beispiel aus der Ausstellung nannte der Experte Sticker aus der Zeit des Nationalsozialismus, die Rückfahrkarten für Juden nach Palästina zeigten: "Und die ganz zeitgenössische Umsetzung, 2010/2012 war das, Aufkleber – Rückflugticket für Flüchtlinge." Bei dieser inhaltlichen Übereinstimmung werde dem Besucher schon ein wenig anders zumute, sagte er. "Man kann halt inhaltlich genau zurückverfolgen, wie das seinen Anfang nahm und wir wissen, was daraus geworden ist", so Ullrich. Deshalb seien die aktuellen Bezüge in der historischen Kombination sehr aufschlussreich.