Was vom "Summer of Love" 1967 geblieben ist
Nicht nur in San Francisco gab es 1967 einen "Summer of Love". Auch auf die griechischen Inseln kamen Hippies aus aller Welt und blieben oft für Jahrzehnte. Eine Ausstellung auf Samos erinnert an diese Zeit - nicht nostalgisch verklärt, sondern mit Blick auf die Gegenwart.
Freie Liebe, Drogen und Rockmusik – im "Summer of Love" 1967 strömten Hunderttausende junger Leute nach San Francisco, meist mit VW-Bussen, Blumen im Haar, Rausch, Peace and Love. Mit diesem Summer of Love befasst sich jetzt eine Ausstellung auf Samos.
Damit sei die Ausstellung "genau am richtigen Ort", sagte Kunstkritiker Werner Bloch im Deutschlandfunk Kultur. Denn während der Summer of Love in San Francisco im Oktober 1967 sehr plötzlich zuende gegangen sei, hätten auf den griechischen Inseln noch jahrzehntelang amerikanische und europäische Hippies gelebt. Auch auf Samos gebe es einen "Hippie Beach".
Inhaltlich sei die Ausstellung "großartig", meint der Kunstkritiker. "Das, was hier wirklich interessant ist, ist, dass es keine Nostalgieveranstaltung ist, wo man jetzt irgendwelche Devotionalien aus dieser Zeit vorzeigen würde – in San Francisco gibt es wohl so eine Ausstellung zurzeit. Sondern hier wird mehr gefragt: Was können wir eigentlich lernen aus dieser Zeit? Was war damals los? Und wie können wir das anwenden für die Gegenwart?"
Auch die Gezi-Park-Bewegung knüpft an 1967 an
Kuratiert wurde "Summer of Love" von Katerina Gregos, der renommiertesten griechischen Kuratorin, die für politische und gesellschaftskritische Ausstellungen steht. Über "Summer of Love" sagte sie: "Es ist eine Ausstellung über die unwahrscheinliche Verbindung von Liebe und Politik. Seit zehn Jahren wollte ich schon eine Ausstellung zum Thema Liebe machen, aber nichts Kitschiges, Romantisches oder Sentimentales. Dann fiel mir der wunderbare Text von Michael Hardt in die Hände: 'On the Politics of Love' (Die Politik der Liebe). Der amerikanische Politikwissenschaftler erklärt darin, dass wir die herkömmliche Art der Liebe hinter uns lassen können, dass wir nicht nur unsere Familie und unsere Partner lieben können, sondern weiter gehen, gerade den Anderen, den Andersartigen lieben können. Liebe kann dann eine Kraft sein, die die Gesellschaft verändert."
Auch wenn die Ausstellung diesen Anspruch offenbar nicht vollständig einlösen kann - man spüre durchaus etwas davon, meint Bloch. Zum Beispiel in den Filmsequenzen eines Interviews mit Michael Hardt - oder in einer Postersammlung von 1967, "wo man sieht, wie die Themen sich unterscheiden von dem, was wir heute haben. Einerseits gibt es eine Bewegung wir Occupy oder in der Türkei die Gezi-Park-Bewegung, die auch an 1967 anknüpft", sagt unser Kritiker. "Und wenn wir das nicht gehabt hätten, diesen Summer of Love, dann, glaube ich, wären bestimmte Dinge auch heute nicht spürbar, bestimmte Bewegungen würden nicht stattfinden."