"Computer Grrrls" im Dortmunder U vom 27. Oktober 2018 - 24. Februar 2019
Der PC als feministische Spielwiese
In der Ausstellung "Computer Grrrls" im Dortmunder U widmen sich Künstlerinnen dem Verhältnis von Frauen und Technologie. Interessant sei die Entwicklung des PC vom "Boytoy" zum "Self Empowering Tool" von Cyberfeministinnen, sagt Kuratorin Inke Arns.
Die zeitgenössischen Werke von rund 20 internationalen Künstlerinnen in der Ausstellung "Computer Grrrls" im Dortmunder U beschäftigen sich unter anderem mit der Frage, wie der Einfluss von Frauen in der Technologiebranche im Lauf der letzten Jahrzehnte immer weiter zurückgedrängt wurde. Es ginge in der Ausstellung um neue Perspektiven auf Technik und Geschichte, erklärt die Kuratorin Inke Arns, Direktorin des Hartware MedienKunstVereins:
"Uns ist gar nicht mehr bewusst, dass früher ein Computer ein Mensch war. Nämlich eine Frau, die gerechnet hat, die händisch Kalkulationen vollführt hat, um Flugbahnen von Kometen zu errechnen oder später die Raketenflugbahnen zu errechnen." Es seien vor allem Frauen eingesetzt worden, weil sie gut rechnen konnten und nicht so gut bezahlt wurden.
"Ultimatives Boytoy"
Die Vermännlichung des Bereichs habe in den 60er-Jahren begonnen, sagt Arns: "Auf einmal gab es die Figur des Software-Ingenieurs. 1985 wurde der Personal Computer eingeführt. Diese Maschine wurde als ultimatives Boytoy vermarktet."
Sie hat Künstlerinnen, Hackerinnen und Forscherinnen aus 16 Ländern nach Dortmund eingeladen, um Technologie anders zu denken. Arns verweist besonders auf die Arbeiten der französischen Post-Internet-Künstlerin Tabita Rezaire, die auf Französisch-Guayana nördlich von Brasilien lebt. Sie verknüpfe traditionelle Formen der Vorhersage, der Weissagungen und schamanistische Begriffe mit modernen Technologien und ziehe daraus den Schluss: "Unsere heutige Technik basiert auf afrikanischen Technologien."
Die aus dem Iran stammende und heute in den USA lebende Künstlerin Morehshin Allahyari beschäftige sich mit Göttinnen-Figuren, die sie auf der Grundlage von Archivdokumenten in 3D einscannt und als Figuren ausdruckt und spekulative Erzählungen dazu entwerfe.
Techno-feministische Manifeste
Die Ausstellung versammelt auch eine Reihe alter techno-feministischer Manifeste, betont Arns:
"Es fängt an mit dem Manifest der futuristischen Frau, 1912 geschrieben. Und endet mit einem Manifest aus dem Jahr 2018. Das sind Handlungsaufrufe zur Veränderung dieser Situation. In den 90er-Jahren mit dem Aufkommen des Internets war es eine sehr große Welle von Cyber-Feministinnen, die das Netz als eine Möglichkeit gesehen haben, als Self Empowering Tool."
Abschließend erzählt sie noch eine persönliche Geschichte:
"Mich hat ein Bild sehr beeindruckt: Margaret Hamilton, eine Programmiererin bei der NASA, 1969. Die Menschheit fliegt auf den Mond – und wer hat's programmiert? Eine Frau! Es gibt ein Foto von ihr, wo sie neben einem großen Stapel Papier steht, der genauso hoch ist wie sie. Und das ist der komplette ausgedruckte Programmiercode, den sie für die Mondlandung geschrieben hat. Wenn ich früher, als ich in der Schule war, so ein Foto gesehen hätte, dann hätte ich vielleicht auch ein anderes Verhältnis zur Technologie gehabt."
(cosa)