Ausstellung: "Das illegale Bild: Fotografie zwischen Bildverbot und Selbstzensur"
6. Februar 2020 bis 5. April 2020
f3 – freiraum für fotografie
Waldemarstraße 17, 10179 Berlin
Öffnungszeiten: Mi-So 13-19 Uhr
Eintritt: 5/3 Euro
Die Grenzen der Kunstfreiheit
10:54 Minuten
Die Ausstellung "Das illegale Bild" zeigt beispielhafte Straßenfotografie und stellt die Frage: Darf man einfach so Menschen fotografieren, ohne dass sie es merken? Der Kurator Espen Eichhöfer hat selbst negative Erfahrungen gemacht.
Dass man sich mit Street Photography nicht nur Freunde macht, bekam der Fotograf Espen Eichhöfer zu spüren. Für ein Straßenfoto, das er öffentlich zeigte, erhielt er eine Unterlassungsklage: Eine Passantin hatte sich auf dem Foto wiedererkannt und sah sich in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt. Eichhöfer zog bis vors Bundesverfassungsgericht. Das lehnte das Verfahren zwar ab, schrieb immerhin eine ausführliche Begründung. Darin heißt es, dass es genretypisch sei, dass die Menschen vor der Aufnahme nicht gefragt werden, denn sonst sei das Bild als solches nicht mehr möglich.
Seinen Prozess finanzierte Eichhöfer damals mittels Crowdfunding. Und er beschloss, an einer Ausstellung zur Freiheit in der Straßenfotografie zu arbeiten, sollte nach dem Verfahren noch etwas vom eingesammelten Geld übrig bleiben.
Heimliche Aufnahmen
Jetzt findet sie in Berlin statt: Die Ausstellung "Das illegale Bild: Fotografie zwischen Bildverbot und Selbstzensur" zeigt zum einen beispielhafte Fotos von Straßenfotografen. Da gibt es zum einen die umstrittene Serie "Dirty Windows", für die Merry Alpern Anfang der 1990er-Jahre heimlich durch das Badezimmerfenster eines Sexclubs in Manhattan fotografierte. Oder die Bilder von Beat Streuli, der Menschen mit einem Tele-Objektiv abgelichtet hat, ohne dass sie es mitbekommen haben.
Außerdem sind multimediale Arbeiten zu sehen. Jan-Dirk van der Burg zeigt Titelblätter einer niederländischen Tageszeitung, die von den iranischen Behörden zensiert wurden. Carola Lampe befasst sich in ihrer Multimedia-Installation "Humanoid" mit der Überwachung. William E. Jones schneidet in seinem Kurzfilm "Killed" eine Auswahl unerwünschter Aufnahmen zusammen, die während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er- und 1940er-Jahren in den USA entstanden sind. Das historische Material ist erst seit kurzem zugänglich und vermittelt einen Eindruck von dem offiziellen Blick der Behörden auf diese Zeit.
Grenzen neu definieren
Die Ausstellung wirft eine Reihe von Fragen auf: Was wiegt schwerer: das Recht am eigenen Bild oder das Recht am Bildermachen? Wo verlaufen die ethischen Grenzen der Fotografie? Wo endet die künstlerische Freiheit? Eichhöfer plädiert stark für das Recht auf Kunstfreiheit. Seit seinem Studium im vordigitalen Zeitalter habe er jeden und immer fotografiert, seit dem Aufkommen der digitalen Fotografie und der Smartphones seien die Menschen aber sensibler. Einerseits werden selbstverständlich die privatesten Momente geteilt, andererseits gebe es die gegenläufige Bewegung, die das Fotografieren einschränken möchte.
"Wir zeigen in der Ausstellung auch Möglichkeitsräume, also wie kann man mit diesem Problem oder Phänomen umgehen. Was gibt es für verschiedene Lösungen dafür?", sagt Eichhöfer. "Ich denke, dass wird immer so bleiben, dass von Fall zu Fall unterschieden wird. Denn die Grenzen, was aufnehmbar ist und was man für vertretbar hält aufzunehmen, die werden immer auch neu definiert werden."
(leg)