Ausstellung "Eco Visionaries – Confronting a planet in a state of emergency"
Royal Academy of Arts, London
23. November 2019 bis 23. Februar 2020
Das Leben geht weiter − mit oder ohne Menschen
05:59 Minuten
Die Royal Academy of Arts in London blickt mit ihrer Ausstellung „Eco Visionaries“ in die Zukunft: Der Planet wird die Klimakrise sehr wahrscheinlich überleben. Fraglich ist eher, ob die Menschen die dominante Lebensform bleiben werden.
Kaum ist man durch die Tür, steht man vor der Katastrophe. In einem Aquarium dreht sich ein giftgrün beleuchteter Globus durch trübes Wasser. Die Botschaft ist klar: Unserer Erde geht es schlecht, und diese Ausstellung möchte darüber reden. Unter dem Titel "Eco Visionaries" zeigt die Royal Academy of Arts in London Werke, die sich mit Umweltzerstörung und Klimakrise beschäftigen. Leichte Kost sei das keine, so Kurator Gonzalo Herrero Delicado:
"In Ausstellungen zu gehen, ist heute eine Freizeitbeschäftigung. Und in vielen Fällen ist das auch okay. Aber das war nicht das Ziel dieser Ausstellung. Wir wollen eine klare Botschaft an ein möglichst breites Publikum senden. Wir wollen, dass die Menschen handeln, wenn sie die Ausstellung verlassen."
"In Ausstellungen zu gehen, ist heute eine Freizeitbeschäftigung. Und in vielen Fällen ist das auch okay. Aber das war nicht das Ziel dieser Ausstellung. Wir wollen eine klare Botschaft an ein möglichst breites Publikum senden. Wir wollen, dass die Menschen handeln, wenn sie die Ausstellung verlassen."
Kalkulierte Überforderung
Im ersten Raum werden Besucher aber zunächst einmal kalkuliert überfordert. Das Globus-Werk "Domestic Catastrophe" des Künstlerteams HeHe wird von einem gaia-haften Gesang begleitet. Dazu kommt der Sound verschiedener Videoinstallationen. Auf einer großen Leinwand läuft "A Film, Reclaimed", ein Zusammenschnitt apokalyptischer Filmszenen, angereichert mit politischen Botschaften.
Dazu Delicado: "Wir wollen im ersten Raum die Fakten präsentieren, auf sehr zugängliche Art und Weise. Aber die Besucher sollen auch den Raum betreten und denken: Was passiert hier? Das ist etwas verstörend. Und das ist auch so beabsichtigt."
Genauso verstörend finden viele Aktivisten die Zusammenarbeit von Londons Kultureinrichtungen mit großen Konzernen. Auch "Eco Visionaries" wird von einem Energieunternehmen gesponsert. Die Firma engagiert sich nach eigenen Aussagen zwar im Bereich erneuerbare Energien, doch auf der Website der Royal Academy of Arts findet man unter den Unterstützern der Akademie auch Banken und Luxusmarken: Firmen, die für viele Menschen Teil des Problems und nicht Teil der Lösung sind. Spricht man Kurator Delicado darauf an, hört man das Übliche:
"Wir haben alles ethisch überprüft, und die Künstler sahen darin kein Problem. Dank der Sponsoren sind die Ticketpreise sehr niedrig. Und das Ziel ist es doch, viele Menschen und vor allem ein jüngeres Publikum zu erreichen."
Dazu Delicado: "Wir wollen im ersten Raum die Fakten präsentieren, auf sehr zugängliche Art und Weise. Aber die Besucher sollen auch den Raum betreten und denken: Was passiert hier? Das ist etwas verstörend. Und das ist auch so beabsichtigt."
Genauso verstörend finden viele Aktivisten die Zusammenarbeit von Londons Kultureinrichtungen mit großen Konzernen. Auch "Eco Visionaries" wird von einem Energieunternehmen gesponsert. Die Firma engagiert sich nach eigenen Aussagen zwar im Bereich erneuerbare Energien, doch auf der Website der Royal Academy of Arts findet man unter den Unterstützern der Akademie auch Banken und Luxusmarken: Firmen, die für viele Menschen Teil des Problems und nicht Teil der Lösung sind. Spricht man Kurator Delicado darauf an, hört man das Übliche:
"Wir haben alles ethisch überprüft, und die Künstler sahen darin kein Problem. Dank der Sponsoren sind die Ticketpreise sehr niedrig. Und das Ziel ist es doch, viele Menschen und vor allem ein jüngeres Publikum zu erreichen."
Mit Technologie das Massensterben aufhalten?
Wer sich vom Sponsoring nicht stören lässt, findet in "Eco Visionaries" eingängige Kunstwerke, die das Ungreifbare greifbar machen. Auf Daten und Statistiken verzichtet die Ausstellung genauso wie auf lange Erklärungen. Da ist die Videoinstallation "Madrid in Air" von Nerea Calvillo. Das Video visualisiert die Luftverschmutzung Madrids, die sich wie eine Decke über die Stadt legt.
Und da ist "The Substitute" von Daisy Ginsberg. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und zoologischen Daten erweckt die Künstlerin ein Nördliches Breitmaulnashorn zum Leben. Das letzte männliche Exemplar der Spezies starb 2018. Auf der Leinwand wird aus einem Pixelhaufen ein schnaubendes, stampfendes Tier, das die Frage aufwirft: Kann uns Technologie helfen, das Massensterben aufzuhalten?
"And the exhibition I think still contains that balance of optimism and pessimism. But we certainly wanted to end on a bright note." Kurator Pedro Gadanho steht im letzten Raum der Ausstellung und betont, dass man versuche, optimistisch zu enden. Der Raum zeigt Entwürfe für eine Welt, in der Wüsten urbar gemacht werden und Architektur Menschen und Tiere mitdenkt. Höhepunkt ist ein Werk des Künstlerkollektivs Rimini Protokoll:
Und da ist "The Substitute" von Daisy Ginsberg. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und zoologischen Daten erweckt die Künstlerin ein Nördliches Breitmaulnashorn zum Leben. Das letzte männliche Exemplar der Spezies starb 2018. Auf der Leinwand wird aus einem Pixelhaufen ein schnaubendes, stampfendes Tier, das die Frage aufwirft: Kann uns Technologie helfen, das Massensterben aufzuhalten?
"And the exhibition I think still contains that balance of optimism and pessimism. But we certainly wanted to end on a bright note." Kurator Pedro Gadanho steht im letzten Raum der Ausstellung und betont, dass man versuche, optimistisch zu enden. Der Raum zeigt Entwürfe für eine Welt, in der Wüsten urbar gemacht werden und Architektur Menschen und Tiere mitdenkt. Höhepunkt ist ein Werk des Künstlerkollektivs Rimini Protokoll:
"Dieses Werk hat eine kathartische Wirkung. Es erlaubt den Gedanken: Selbst wenn das Massensterben weiter geht, der Planet wird überleben. Und es gibt möglicherweise andere Spezies, die eher überleben werden als wir, weil sie sich besser an ein wärmeres Klima anpassen können. Vielleicht werden wir nicht die dominante Lebensform bleiben", sagt Gadanho.
"WinWin" heißt das Werk von Rimini Protokoll. Besucher nehmen dafür in einem dunklen Raum Platz, in der Mitte zieht gemächlich ein Schwarm Quallen seine Kreise.
"WinWin" heißt das Werk von Rimini Protokoll. Besucher nehmen dafür in einem dunklen Raum Platz, in der Mitte zieht gemächlich ein Schwarm Quallen seine Kreise.