Die Ausstellung "Syd Mead - Future Cities. Ein exklusiver Blick in die kreative Welt eines der großen Futuristen unserer Zeit" ist vom 14. November 2019 bis 16. Januar 2020 im O&O Depot in Berlin zu sehen.
Die Welten von Syd Mead
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Syd Mead verbindet futuristisches Design mit Funktionalität. Kein Wunder, dass seine Entwürfe immer wieder in Filmen auftauchen. Nun beschäftigt sich eine Ausstellung in Berlin mit dem Künstler, der sich selbst als "Visual Futurist" bezeichnet.
Lichtmotorräder, flugfähige Polizeiautos, Raumschiffe – so sehen die Arbeiten des Industriedesigners Syd Mead aus. Ein Kollege sagt einmal über ihn, dass dessen Werke daran erinnere, was man vorher nie gesehen habe.
Mead entwarf in den 70er-Jahren die futuristischen Welten von Filmen wie "Star Trek", "Tron", "Blade Runner" oder "Mission to Mars". Dazu gehörten Fahrzeuge, die nicht nur umwerfend cool aussahen, sondern auch wahrhaftig funktionieren sollten. In Berlin ist jetzt die erste Einzelausstellung zu Mead in Deutschland zu bewundern.
Ein unterhaltsamer Zeitgenosse
Boris Hars-Tschachotin ist der Kurator der Ausstellung und Experte für Production Design im Film. Zur Zeit arbeitet er an einem Film zu "Blade Runner", für den er auch Mead traf. Bei dem Künstler handele es sich um einen "unglaublich gescheiten, belesenen, humorvollen und unterhaltsamen Zeitgenossen – voller Ideen und Energie und Freude". Ein Teil des Interviews sei für die Ausstellung aufbereitet worden und dort nun auch zu sehen.
Berühmt wurde Mead mit seiner Konstruktion einer phantastischen Wirklichkeit für "Blade Runner" - einen Film, der im Los Angeles des Jahres 2019 spielt. Der Regisseur Ridley Scott hatte Mead Ende der 70er-Jahre angefragt, die Autos für seinen Streifen zu entwerfen.
Doch der Designer denke immer auch in Geschichten und Bildern, erläutert Hars-Tschachotin. Deswegen habe er nicht nur die Autos gezeichnet, sondern diese in seinen Skizzen auch in Szenarien gesetzt. Scott sei davon so begeistert gewesen, dass er Mead beauftragte, für ihn den ganzen Kosmos von "Blade Runner" zu entwickeln.
Kohärente Welten entworfen
Das Resultat sei "eine Welt die überschäumt vor Ideen und verschiedener Stilen". Das Besondere sei zudem, dass die Fahrzeuge alle fantastisch aussehen würden und man trotzdem das Gefühl habe, dass sie funktionierten, ist der Kurator überzeugt. Durch den Film habe Mead zudem seine Berufsbezeichnung erhalten: "Visual Futurist" – so wurde er in den Credits genannt. Alles ein solcher "Visual Futurist" sehe sich Mead auch selbst - als jemand, der die Zukunft im Bild vorhersehe bzw. vorauszeichne, erklärt Hars-Tschachotin.
Trotz der Düsternis von "Blade Runner" sei Mead aber ein Optimist, der davon überzeugt sei, durch technischen Fortschritt und menschliche Schaffenskraft "eine bessere Zukunft zu gestalten". Er versuche deswegen, die Welt in einer positiven Zukunft zu sehen – "immer unter der Prämisse einer Realität und Glaubwürdigkeit. Deswegen sind die Welten alle sehr kohärent. Man kann sich immer vorstellen, so kann es passieren."
Autonome Autos schon in den 60er Jahren ausgedacht
Gerade diese Perspektive habe ihn auch für große Unternehmen interessant gemacht. So habe beispielsweise ein Elektronikkonzern einen Toaster von ihm hergestellt. Die Firmen wollten aber vor allem von ihm wissen, wohin die Zukunft gehen werde, erklärt Hars-Tschachotin. "Syd Mead war einer der wenigen Menschen, der schon in den 60er-Jahren die Idee hatte, dass Autos selbstfahrend in Herden auf Straßen unterwegs sind."
Bei der Gestaltung der Ausstellung in der Galerie O&O Depot habe man sich auf die Werke und nicht die Film Meads beschränkt, erklärt Hars-Tschachotin. Diese werden für sich sprechen gelassen, unterstreicht der Kurator, denn sie hätten selbst eine "Wucht". Jede Darstellung erzählt eine Geschichte, voller Details und Feinheiten – man müsse sich nur darauf einlassen.
(rzr)