FAHR RAD! Die Rückeroberung der Stadt
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. September 2018 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt zu sehen.
"Das Fahrrad macht die Stadt menschenfreundlicher"
Eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum zeigt fahrradgerechte Stadtplanung vom Ruhrgebiet bis nach New York City. Das Fahrrad sei aber noch viel mehr als nur Fortbewegungsmittel, ist Kuratorin Stefanie Lampe überzeugt.
Was macht die Qualität des öffentlichen Raums in der Stadt aus? Eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum wirft einen Blick auf acht verschiedene Städte und Regionen von New York City bis zum Ruhrgebiet, und zeigt anhand von internationalen Projekten, wie fahrradgerechte Stadtplanung aussehen kann und die Lebensqualität in Städten erhöht.
"Es ist klar, dass die Mobilität von heute ohne Autos nicht funktioniert", sagt die Architekturhistorikerin Stefanie Lampe aus dem Kuratorenteam. "Aber: Es ist genauso klar, dass die Städte immer mehr wachsen, es ziehen immer mehr Menschen in die Städte, gleichzeitig ist unser Straßenraum nicht wachstumsfähig." Bei mehr Stadtbewohnern, die alle Auto fahren - da wird es irgendwann eng. Doch die Städte sind im Wandel. New York City zum Beispiel hat sich in den vergangenen sechs Jahren sehr verändert. "Das begann 2007 - quasi über Nacht", erzählt Lampe. "Man hat Fahrradwege einfach aufgezeichnet, Pfosten aufgestellt und mit Pollern abgegrenzt und da einen Raum geschaffen für Fahrradfahrer. Was sie gemerkt haben, war: Je mehr Raum es gab, umso mehr Fahrradfahrer kamen auch."
Fahrräder als "Seismograph der Urbanität"
"Der politische Wille ist ganz immanent wichtig", betont Lampe. Mit Karlsruhe sei auch eine deutsche Stadt bei der Ausstellung dabei, bei der dieser Wille sehr groß sei. Da müsse man dann auch mal den Gegenwind der Autofahrer aushalten, meint der dortige Bürgermeister, erzählt Lampe. Mögliche Instrumente für die Kommunen seien die Öffnung von Einbahnstraßen für Radler, so dass sie - anders als die Autofahrer - dort in beide Richtungen fahren können oder sogenannte "Aufstellboxen" an Kreuzungen, so dass die Radfahrer an den Autos vorbeifahren können und bei Grün zuerst starten können.
Fahrräder seien der "Seismograph der Urbanität", sagt Lampe: "Wenn ein Fahrrad in der Stadt ist, ist der urbane Raum etwas ruhiger und menschenfreundlicher, man könnte auch sozialer sagen." Beim Autofahren sei man allein, Fahrradfahren gibt Raum für Begegnungen. Jedoch: "Das Fahrrad wird nicht alle Probleme lösen in unseren Städten in der Zukunft", gibt sie zu. Sie hofft, dass das Auto ein Baustein sein wird in unserer Mobilität und nicht das Element, auf dem alles andere aufbaut und auf das alles andere Rücksicht nehmen muss.
(inh)