"Studio Berlin"
Ab 9. September
Berghain, Berlin
Ein Techno-Club wird umgenutzt - für die Kunst
09:47 Minuten
Der legendäre Berliner Club "Berghain" öffnet wieder - aber nicht für Partygänger, sondern für Kunstinteressierte. "Studio Berlin" heißt die Ausstellung, die ab September Werke von über 80 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus Berlin zeigt.
Wegen der Corona-Pandemie haben die Clubs zu. Wann sie wieder ihre Tanzflächen für Partygänger öffnen dürfen, ist ungewiss. Der Techno-Club "Berghain" lässt ab September allerdings wieder Besucherinnen und Besucher eintreten: Die "Boros Fondation" nutzt die Räume für ihre Ausstellung "Studio Berlin".
In allen Bereichen, von der Panoramabar bis zur Tanzfläche, werden Werke ausgestellt, erklärt die Kunstsammlerin Karen Boros, die gemeinsam mit ihrem Mann Christian Boros die Ausstellung kuratiert.
"Wir haben mit den Künstlern zusammen entschieden, wo ihre Arbeiten am besten zur Geltung kommen, und genau überlegt, wie die Arbeiten sich dort einfügen. Zumal es im Berghain selbst auch sehr viele Einrichtungen gibt. Es gibt natürlich eine Bar. Es gibt die Boxen auf der Tanzfläche. Es gibt viel Licht, was installiert ist, das haben wir alles gelassen. Da muss sich eben die Kunst auch stark machen."
Ein Querschnitt Berliner Kunst
Rund 80 Werke werden von Künstlern und Künstlerinnen gezeigt, die in Berlin leben. Unbekannte Namen werden genauso ausgestellt wie die Großen. Mit dabei sind unter anderem Werke von Wolfgang Tillmans, Olafur Eliasson, Monica Bonvicini, John Bock oder Carsten Nicolai.
"Was wir zeigen, ist ein wirklicher Querschnitt", sagt Christian Boros. Als die Clubs schließen mussten, hätten gleichzeitig die Künstler in ihren Studios so viel gearbeitet wie nie, da sie durch die Coronakrise Zeit hatten. Da habe es sehr nahe gelegen, dass ein Club, der nicht mehr Club sein könne, seine Räume anders nutze, so Boros.
Das Ehepaar Boros besuchte die Künstler und Künstlerinnen in ihren Ateliers und Galerien, wählte Werke für die Ausstellung aus. "Wir sind immer sehr positiv und sehr freundlich empfangen worden und mit sehr viel Begeisterung für das Projekt", erzählt Karen Boros.
Viele Künstler hätten endlich die Zeit gefunden, lang geplante Ideen umzusetzen. "Zum Beispiel Carsten Nicolai, der die Idee hatte, atomare Artikel der Hemisphäre sozusagen sichtbar zu machen. Und das ist etwas, was er jetzt zum ersten Mal realisiert hat." Andere hätten ganz neue Werkgruppen angefangen.
Es sei keine klassische Corona-Ausstellung, betont Christian Boros, sondern die Themen, mit denen sich die Künstler auseinandersetzten, seien vor allem gesellschaftliche, wie beispielsweise Polizeigewalt.
(nho)