Die Ausstellung "Die Maya - Sprache der Schönheit" läuft noch bis zum 12. August 2016. Weitere Informationen gibt es auf den Seiten der Berliner Festspiele.
Die Schönheit von Menschen, Göttern und tierischen Gesandten
Viele Mythen ranken sich um die Maya, die einst am höchsten entwickelte Kultur auf dem amerikanischen Kontinent. Die Ausstellung "Die Maya - Sprache der Schönheit" in Berlin nähert sich ihr aus einer ästhetischen Perspektive. Und die wirkt sehr lebendig.
"Die Maya – Sprache der Schönheit" – so lautet der Titel dieser Ausstellung, die sich also der Kultur der Maya, weniger dem Kult um sie nähern will. Und zwar aus einer bewusst ästhetisch gewählten Perspektive. Allerdings – schön, das kann hier vieles sein. Ein kleiner, gedrungener Kopf etwa mit schrägen Schlitzen als Augen, nach unten gezogenen Mundwinkeln, der dem Gefäß, aus dem heraus er modelliert ist, zur zweifelhaften Zierde gereicht. Oder ein von Narben gezeichnetes, mit Zentimeter hohem Kopfschmuck versehenes Herrscherportrait. Kantig, schroff neben dem aus Stuck geformten Bauch einer Schwangeren.
"Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. Das haben wir auch in der Einleitung des Katalogs geschrieben. Schönheit berührt einen, beflügelt uns. Es geht uns darum, die Schönheit der Objekte zu zeigen. Der Skulpturen, der Körper. Dabei geht es nicht um die Oberflächliche. Um die Schönheit eines einzelnen, sondern um die Schönheit im Ganzen. Wir wollen dem Besucher zeigen, wie sehr das Denken und Handeln der Maya von ästhetischen Aspekten geprägt war."
300 Objekte werden erstmals in Europa gezeigt
Sagt Karina Romero Blanco, Kuratorin der Schau. Unter den 300 Objekten, die man hier teils erstmals in Europa zeigt, sind vor allem Reliefs, Stelen und Skulpturen. Kleine wie große, aus Ton, Stuck, Stein geformt. Manche bedeckt mit Maya Hieroglyphen, den so bildhaften alten Schriftzeichen. Viele auch Ebenbilder, die die Maya von sich geschaffen haben. Zumeist aus der Zeit zwischen 600 und 900 nach Christus. Dabei wird klar, dass auch, wer bei den Mayas schön sein wollte, mitunter leiden musste. Die Köpfe, sie waren nicht nur in der Interpretation der Künstler verformt, in die Länge gezogen, in die Breite gequetscht. Gereon Sievernich, Leiter des Martin Gropius Bau
"Ein Kapitel der Ausstellung heißt ´Der Körper als Leinwand`. Wie haben sie sich geschmückt, das ist höchst komplex. Man denkt, naja, die haben sich ein paar Kleider angezogen, aber es war noch anders. Sie haben etwa die Schädel verformt bei den Babys. Eine fliehende Stirn würden wir sagen war ein Schönheitsideal. Und so wurden Babys zwischen Holzbretter gepresst, damit die in Anführung schöne, fliehende Stirn entstehen kann."
Auch sonst steht der Körper in dieser Ausstellung zumeist im Mittelpunkt. Der Körper von Menschen, von Göttern und ihren tierischen Gesandten. Kurios wie aus dem Comic wirken da manche Gestalten. Der Affe als Schriftgelehrter etwa, mit Kopfputz, Lendenschurz , Pinsel und Tintenfass. Der angekokelte Nasenbär, der seine Tatzen um ein zeremonielles Räuchergefäß krallt.
Eher drastisch dagegen die Darstellung von Gefangenen, gefesselt, gedemütigt begegnen sie einem als Skulpturen oder Stelen und in Treppenstufen eingemeißelte Reliefs.
"Bis in die 50er-Jahre wurde das Bild gepinselt, kann man sagen, die Maya waren friedlich, haben sich nur mit dem Kalender beschäftigt. Das stimmt natürlich nicht. Die waren ganz kriegerisch. Diese Ausstellung zeigt ja auch Ergebnisse von Grabungen der letzten 30 Jahre, da sehen wir neu gefundene Skulpturen. Auch Gefangene. Und wo es Gefangene gab, da gab es sicher auch Kriege."
Entschlüssung von umrätselten Maya Schriftzeichen
Belege für zahlreiche Kriege liefern auch die zunehmend entschlüsselten, lange umrätselten Maya Schriftzeichen, die auf zahlreichen Gebäuden und Monumenten erhalten geblieben sind. Diese Kriege sind wohl auch Gründe für den Niedergang der Maya Kultur, vermuten Forscher. Den Nieder-, aber nicht den Untergang. Dennoch heute leben sechs Millionen Nachfahren der Maya in Zentralamerika. Viele von Ihnen in bescheidenen Verhältnissen. Sie pflegen alte Rituale, die Sprache und halten so die Kultur lebendig, meint Karina Romero Blanco.
"Im Vorfeld dieses Projektes reisten wir zu Maya Communities, da wurde das immer wieder deutlich. Auch rein äußerlich hat sich vieles erhalten. Die Gesichter, die Köpfe der heutigen Maya, sie erinnern an die alten Maya – obwohl die Köpfe heute natürlich nicht mehr so grausam verformt werden. Oder sie tragen Schmuck, der an alten Schmuck erinnert. Ja, sogar einer der deutschen Aufbauhelfer hatte Ohrringe an, die mich an den Formen von altem Maya Schmuck erinnern."
In der Tat scheint manches der Jade-Schmuckstücke, die nun auch im Martin Gropius Bau zu sehen sind, extravagant aber auch heute durchaus tragbar. Wie überhaupt die Formen der ausgestellten Objekte in ihrer eigenwilligen Vielfalt oft gar nicht von gestern wirken. So gelingt es den Ausstellungsmachern, jenseits von reißerisch geheimnisvollem Kult und über rein wissenschaftlich archäologischem Ansatz Einblicke in die Kultur der Maya zu geben. In eine sehr lebendig wirkende Sprache der Schönheit.