Die Ausstellung "Hauchkörper als Lebenszyklus" im Lehmbruck-Museum ist bis zum 2. April zu sehen. Weitere Informationen gibt es hier.
Neue Ära im Werk von Rebecca Horn
Rebecca Horn ist nach 50 Jahren die erste Frau, die für ihr Lebenswerk den renommierten Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg erhält. Gleichzeitig eröffnet eine Ausstellung mit neuen Werken der Künstlerin, die sich radikal von den vorherigen unterscheiden.
In der Begründung der Jury für den mit 10.000 Euro dotierten Wilhelm-Lehmbruck-Preis heißt es, Horn habe ein "umfassendes und stringentes Werk geschaffen, das eine eigene Poesie des Mechanischen entwirft". Sie sei "eine der eigenwilligsten, innovativsten und experimentierfreudigsten Künstlerinnen Deutschlands", deren Werk internationale Anerkennung genieße.
Der Kunstkritiker Carsten Probst betonte im Deutschlandfunk Kultur die Fähigkeit der Bildhauerin, Aktionskünstlerin und Filmemacherin, Dinge zusammenzubringen, die ästhetisch eigentlich nicht zusammengehören.
"Maschinen wirken bei ihr auf geradezu mythische Weise tragisch und menschlich", sagte Probst. Rebecca Horn sei eine "ähnliche Schmerzensfrau" wie Frida Kahlo und habe sich immer wieder mit schweren Verletzungen und Erkrankungen beschäftigt.
Keine Andeutung von Gewalt
Auch die neuen Werke, die unter dem Ausstellungstitel "Hauchkörper als Lebenszyklus" präsentiert werden, sind geprägt von einer Schmerzenserfahrung. Horn hat vor zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten. Die 73-Jährige selbst spricht seitdem von einer neuen Werkphase.
Zu den sogenannten "Hauchkörpern" gehört unter anderem eine Installation aus sechs langen goldenen Stäben, die senkrecht in einer schwarzen Stahlplatte stecken und sich mechanisch leicht hin- und her bewegen. Eine weitere Arbeit besteht aus drei verschieden großen konzentrischen Ringen, ebenfalls goldfarben, die sich drehen, ohne sich dabei zu berühren.
"Nehmen wir nur diese beiden Arbeiten als Beispiel für die neue Phase von Rebecca Horn, dann staune ich, wie friedlich es in diesen Arbeiten zugeht. Also keine Andeutung von irgendeiner internen Gewalt, keinen subtilen Zerstörungsfantasien, keine abgründigen Leidenschaften. Alles sanft und ganz beruhigt."
Von Speeren durchbohrte Straußeneier
Die Ausstellung im Lehmbruck-Museum zeigt aber auch ältere Werke, zum Beispiel die frühen Filmarbeiten aus den 70er-Jahren. Zu sehen sind auch viele Arbeiten mit Bezügen zur Tierwelt. In mehreren davon, werden Straußeneier von Speeren durchbohrt werden.
"Das ist schon diese sublime Drastik, die sich mit Bezügen zur Tierwelt immer wieder in Horns Werk andeutet und eben auch diese berühmte Verletzlichkeit zeigen. Und gegen diese neue Werkphase hebt sich dieses frühere Werk quasi mit dieser Drastik auch so ab, weil diese neuen Werke auf ganz andere Art bewegend wirken."
Die neuen Arbeiten wirkten, so Probst, geradezu sehnsuchtvoll. Als gehe es darum, Frieden zu finden.