Ausstellung in der Fondation Beyeler

Monet, der große Bildmagier

Claude Monet, Le bassin aux nymphéas, um 1917-1920, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler
Claude Monet, Le bassin aux nymphéas, um 1917-1920, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler © picture alliance / Thierry Gachon/MAXPPP/dpa / Thierry Gachon
Von Rudolf Schmitz |
Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel feiert ihren 20. Geburtstag mit einem der wichtigsten Künstler der Sammlung: Claude Monet. Eine Ausstellung, die für Besucherrekorde sorgen dürfte.
Fast alles ist da: die Mittelmeerlandschaften, die Normandie-Bilder, die Heuhaufen, die Flussläufe der Seine, die Londoner Brücken im Nebel, die Kathedrale, die Seerosen. Claude Monet at his best, wie man es von der Fondation Beyeler nicht anders erwartet, die ja selbst, unter anderem, ein dreiteiliges, neun Meter breites Seerosenbild besitzt.
Es ist immer wieder ein Vergnügen, diesen Maler zu sehen, vor allem wenn er so klassisch, auf lichtgrauen Wänden, dargeboten wird. Aber andererseits: Wissen wir denn nicht schon alles über diesen 1840 geborenen Maler aus Paris, über den großen "Magier des Lichts"? Nein, sagt Kurator Ulf Küster, wir sollten da noch mal genauer hinschauen...
"Das Klischee ist: Er hat Seerosen gemalt und Frauen mit Sonnenschirmen im Sonnenlicht. Das hat er auch gemalt, aber das ist nicht der ganze Monet. Monet ist jemand, der ein bisschen unterschätzt worden ist, glaube ich, was das Nachdenken über die Möglichkeiten des Bildes angeht.
Er ist jemand, der im Bild, durch die Spiegelungen und Schattendarstellungen, eigentlich die Möglichkeiten des Bildes auslotet, bis zu dem Sinne, wo es dann gar nicht mehr ein traditionelles Bild ist. Also, er ist kein abstrakter Künstler, aber er öffnet die Tür zur Abstraktion."
Und da sind es vor allem die Schatten, das Licht und die Reflexion, auf die Ulf Küster aufmerksam machen will. Und Reflexion ist hier im doppelten Sinn gemeint: als Spiegelbild und als Nachdenken über das Gemalte.

"Er will als Maler eigentlich Teil der Natur werden"

Neben Bildern aus den großen Sammlungen der Welt werden etliche Werke aus Privatsammlungen gezeigt. Zum Beispiel Pappeln am Ufer der Epte, in verschiedenen Lichtstimmungen und Tageszeiten. Oder Bilder von der Seine, von der Monet sagte: "Ich wurde ihrer nie müde: Sie ist für mich immer neu".
"Wir haben die Bilder aus der Serie der Morgenstimmungen an der Seine, 1897. Das ist etwas ganz Spezielles, weil die Spiegelung dort so stark ausgearbeitet wird, dass man nicht mehr genau weiß, wo eigentlich oben und unten im Bild ist. Das Bild wird in Frage gestellt..."
Auch zum Thema des Schattens hat Claude Monet seine eigene Theorie und Wahrnehmung. Er malt die Hütte eines Zollwärters auf den Klippen der Normandie mehrere Male: Sie liegt im Schatten, man wird fast geblendet von der Lichtwucht des Meeres, aber nach und nach offenbart sich das unglaubliche Spiel der Farben, aus denen diese Schattenzone besteht. Monet ist "verrückt nach dem Meer". Und nach dem ewigen Wechsel des Eindrucks, den er in seiner Malerei festzuhalten versucht.
"Es gibt einen Brief, von ihm an seine Frau, wo er schreibt: Ich bin heute von der Flut überrascht worden, die Welle hat mich umgerissen, das Bild ist futsch, ich hab überlebt, aber das Bild ist einfach futsch. Was ein Hinweis darauf ist: Er will sich nicht nur der Natur annähern, sondern er will als Maler eigentlich Teil der Natur werden. Das ist außerordentlich spannend, und das ist dann Teil dieses eigentlich grandiosen Abschieds von der Darstellung des Sichtbaren."

Leuchtende London-Bilder

Immer wieder zieht es den Maler nach London. 1870, um dem Militärdienst zu entgehen, zur Jahrhundertwende, um die Themse und ihre Brücken im Nebel zu malen. Mit den 1904 in Paris ausgestellten Bildern hat Monet großen Erfolg, in ihnen ist Auflösung des Gegenständlichen bis zum Extrem getrieben.
"Er lebt im Hotel Savoy und hatte dann linker Hand die Waterloo-Bridge, rechter Hand die Charing Cross Bridge. Und hinter der Charing Cross Bridge erscheint dann das Parlament, dem er sich dann auch noch mal in einer eigenen Serie widmet. Das ist eine Reminiszenz an Turner, eine Verbeugung vor London, vor dem Londoner Nebel, auch eine Verbeugung vor der Welthauptstadt London..."
Man könne sogar, so meint Kurator Ulf Küster, in den London-Bildern, mit ihren Brücken und dem aufflammenden Parlament, ein politisches Statement des als apolitisch geltenden Künstlers sehen. London werde gegenüber dem eher reaktionären Frankreich als die brückenbauende Hauptstadt eines vorbildlichen Parlamentarismus vorgestellt.
Ob man all den hier vorgeschlagenen Neuinterpretationen des Malers Claude Monet nun folgen mag oder nicht, ist angesichts der originellen Werkauswahl auch schon fast wieder nebensächlich. Wie schließlich auch Kurator Ulf Küster zugibt...
"Es ist eben vor allen Dingen großartige Malerei, und vor allen Dingen toll ist zu sehen: dieses Leuchten der Bilder. Grade bei den London-Bildern, aber auch bei den Bildern aus dem Mittelmeer oder bei den Landschaften des Meeres: dass die Bilder selber leuchten. Das sind einfach unglaublich tolle Augenausflüge..."
Die Monet-Ausstellung in der Fondation Beyeler ist noch bis zum 28. Mai 2017 zu sehen.
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