Ausstellung in der Tate Modern

Modigliani und die Frauen

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Vor allem für seine Aktbilder von Frauen wie "Die schöne Römerin" wurde Modigliani berühmt. © Jens-Peter Marquardt
Von Jens-Peter Marquardt |
Frauenheld, Trunkenbold und genialer Künstler: Vor allem für seine Aktbilder von Frauen wurde der Maler und Bildhauer Amedeo Modigliani (1884 - 1920) bekannt. Die Londoner Tate Gallery of Modern Art zeigt jetzt eine umfassende Retrospektive seines Werks.
Nackte, immer wieder nackte Frauen. Amedeo Modigliani malte Aktbilder in Serie. Zwölf davon sind in der Tate Modern jetzt zu sehen – für Kuratorin Emma Lewis sicherlich die Höhepunkte dieser umfassenden Modigliani-Retrospektive:
"Sie sehen umwerfend aus: zweifellos verführerische Gemälde. Viele von ihnen sind nur selten öffentlich zu sehen, weil sie privaten Sammlern gehören. Sie hier zu sehen ist eine einmalige Gelegenheit."
Modigliani war es, der die Erotik in die Aktmalerei gebracht hat. Zu seiner Zeit löste er damit einen Skandal aus, weil er auch die Schamhaare zeigte – Anfang des 20. Jahrhunderts grenzte das auch in Paris an Pornografie.

Sie liebten und sie schlugen sich

Modigliani und die Frauen – sie liebten sich und sie schlugen sich. Zeit seines kurzen Lebens eine turbulente Beziehung.
"Modigliani liebte die Frauen, und die Frauen liebten ihn. Er hatte viele Freundinnen, die aber auch eigene anerkannte Persönlichkeiten waren. Er hat sie angekleidet und entblößt gemalt, und er zeigt, dass sie ihn für mehr waren als einfach nur Modelle."
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Emma Lewis, Kuratorin der Modigliani-Ausstellung in der Tate Gallery of Modern Art in London.© Jens-Peter Marquardt
Der italienische Jude Amedeo Modigliani, in Livorno geboren, kam 1906 nach Paris – in die Stadt, die damals noch mehr als heute die Metropole der Kunst und des Geistes war. Er lebte erst am Montmartre, später am Montparnasse, saugte dort die Einflüsse der großen Denker und Künstler seiner Zeit auf. Viele von ihnen hat er porträtiert - auch das zeigt die Ausstellung in der Tate Modern:
"Er war jemand, der viel experimentierte. In seinem Frühwerk wurde er zum Beispiel sehr von Cezanne oder Toulouse-Lautrec beeinflusst. Man konnte sehen, wie er mit wenigen Pinselstrichen sehr expressive Bilder malte. Und schließlich faszinierte ihn die Bildhauerei, der er dann seine eigene Charakteristik gab: die mandelfömigen Augen, die länglichen schmalen Gesichter, die gespitzten Lippen."

Ein kurzes, intensives Leben

Neben den hundert Exponaten entführt die Ausstellung den Besucher auch in die virtuelle Realität seines Ateliers: Farbe blubbert, die Kippen rauchen, am Boden die viel zu vielen leer getrunkenen Flaschen. Modigliani hat sich und die Anderen nicht geschont – er war ein wildes Genie:
"Er war wild und er war genial. Aber er hat auch hart gearbeitet, war immens produktiv. Das wilde Paris von damals hat ihn inspiriert – er hat aber auch den entsprechenden Lebensstil gelebt."
Modigliani litt Zeit seines Lebens an Tuberkulose. 1920 starb er, mit erst 35 Jahren, und ging ein bisschen verloren in der Geschichte der Kunst, im Vergleich zu seinen Zeitgenossen. Die Londoner Tate Modern entdeckt ihn jetzt neu, und zeigt in der bisher größten Modigliani-Ausstellung auf britischem Boden, was der Frauenheld und Trunkenbold Erstaunliches in seinem kurzen, intensiven Leben geschaffen hat.

Die Modigliani-Ausstellung in der Tate Gallery of Modern Art ist vom 23. November 2017 bis zum 2. April 2018 zu sehen.

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