Ausstellung in Staatsgalerie Stuttgart

Klassentreffen der deutschen Malerstars

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Ein Gemälde auf dem ein junger Mann zu sehen ist, der auf einer Wiese stehend den Hitler-Gruß macht.
Geschichte als Verkaufsargument: Vor allem die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit machte Anselm Kiefer bekannt. © Anselm Kiefer, Heroisches Sinnbild VII, 1970
Götz Adriani im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 10.04.2019
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Sie führten die deutsche Malerei zu Weltruhm: Baselitz, Richter, Polke und Kiefer. Eine Ausstellung in Stuttgart widmet sich den "jungen Jahre der Alten Meister". Kurator Götz Adriani erklärt, warum sie den Sprung nach Amerika schafften.
Alle vier machten in den 1960er-Jahren von sich reden, in den 80ern wurden sie zu Superstars der deutschen Malerei: Georg Baselitz, Gerhard Richter, Sigmar Polke und Anselm Kiefer. In Stuttgart ist ihnen jetzt die Ausstellung "Die jungen Jahre der Alten Meister" gewidmet, für die die Künstler auch einige Bilder aus ihrem Privatbesitz zur Verfügung gestellt haben.

If You Make it Here, You Can Make it Anywhere

Erst durch die Ausstellungen in den späten 80er-Jahren in den USA sei der internationale Durchbruch gelungen, erzählt Kurator Götz Adriani:
"Amerika war damals die Welt. Wer in Amerika eine Ausstellung hatte, der hat den Durchbruch geschafft. Und diese Vier hatten es erreicht, dass zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Kunst der Blick von außen auf Deutschland gerichtet wurde."
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Anselm Kiefer in seinem Karlsruher Atelier zwischen 1968 und 1971© Atelier Anselm Kiefer
Warum gerade diese vier Künstler Amerika eroberten und es zum Beispiel Joseph Beuys nie gelang, erklärt Adriani so:
"Seine Kunst kam nicht an. Er hat ein zuviel an alter Welt in die neue Welt gebracht und das wurde von den Amerikanern nicht goutiert."

Von deutscher Doppelbödigkeit

In Anselm Kiefers Bildern hingegen, meint der Kurator, hätten die jüdischen Sammler in Amerika ihre deutsche Vergangenheit reflektiert. Politisch könne man die Künstler nicht nennen, aber historisch, so Adriani:
"Bei Richter ist es am auffälligsten. Die Doppelbödigkeit seiner Bilder. Auf der einen Seite sind es schöne Fotos, die er abgemalt hat. Auf der anderen Seite sind es die Fotos, die in seinem Familienalbum vorhanden waren. In jedem Familienalbum waren auch die Soldaten drin. Man weiß natürlich nicht, was die damals gemacht haben im Krieg."

Zur internationalen Bekanntheit

Diese vier Künstler hätten die Sicht auf Deutschland völlig verändert, meint der 79-jährige Adriani. Vorher habe es nur drei Maler aus Deutschland gegeben, die internationalen Ruhm erlangt hätten. "Das war Dürer, das war Holbein und das war Adam Elsheimer." Alle drei also aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. Erst Baselitz, Richter, Polke und Kiefer hätten deutsche Malerei wieder auf die Landkarte gesetzt und damit auch die Bedingungen für die nachfolgenden Künstler verbessert, sagt Kurator Götz Adriani.

"Die jungen Jahre der Alten Meister."
Baselitz-Richter-Polke-Kiefer
Staatsgalerie Stuttgart
12. April bis 11. August 2019

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