Ausstellung "KZ - Kampf - Kunst"

Tod und Eros

Wandbeschriftungen in einer Zelle für Gestapo-Häftlinge im NS-Dokumentationszentrum in Köln: In dem 1988 von der Stadt Köln eingerichteten Dokumentationszentrum wird die Geschichte des Nationalsozialismus in Köln erforscht.
Wandbeschriftungen in einer Zelle für Gestapo-Häftlinge im NS-Dokumentationszentrum in Köln: In dem 1988 von der Stadt Köln eingerichteten Dokumentationszentrum wird die Geschichte des Nationalsozialismus in Köln erforscht. © ture-alliance/ dpa
Regina Schultz-Möller und Werner Jung im Gespräch mit Matthias Hanselmann |
Morgen eröffnet im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln eine Ausstellung "KZ - Kampf - Kunst". Sie zeigt Arbeiten des Künstlers Boris Lurie, der als Kind die Konzentrationslager Stutthof und Buchenwald überlebte und später in die USA emigrierte.
"No!Art" nannte Lurie seine Kunst, die kämpferisch, aufwühlend und oft schockierend ist. Eine "Kernarbeit" seines Werkes sei das Bild "Railroad to America", sagte Ausstellungskuratorin Regina Schultz-Möller.
"Lurie hat da ein Dokumentationsfoto eines Wagens mit Leichen, aufgeschichtet nach der Öffnung von Buchenwald, benutzt", so die Kunsthistorikerin, "und hat ein PinUp-Girl draufgesetzt, wie es in den 50er, 60er Jahren sehr, sehr häufig in Amerika in den Printmedien zu finden war."
Insofern reflektiere das Kunstwerk auch Luries eigenes Erleben, derartige Dokumentationsfotots in den Magazinen neben ganz profanen Werbungen wiedergefunden habe. "Er hat dieses Tod-und-Eros-Thema genauso auf die Spitze getrieben, wie er alle anderen Dinge, die er benannt hat, sehr rückhaltlos dargestellt hat."
Die Arbeiten Luries machten deutlich, "wie Leute gezeichnet sind durch ihre Holocaust-Erfahrungen", betonte der Direktor des Kölner NS-Dokumentationszentrums, Werner Jung. Diese Bilder hätten "von sich aus eine unglaublich schockierende Wirkung" und seien nur erklärbar als "eine Art Ausbrechen, eine Art Antwort-Geben und ein Zeigefinger-Heben zu der vollkommen sinnentstellten Wirklichkeit".