Die Ausstellung "Landsleute 1977 – 1987" ist vom 22.08. bis zum 01.11. in der C/O Galerie in Berlin zu sehen.
Blick für den deutsch-deutschen Alltag
Rudi Meisel fotografiert seit Jahrzehnten den deutschen Alltag. Auch in der ehemaligen DDR war er lange unterwegs. In einer Ausstellung zeigt er nun Bilder aus West- und Ostdeutschland, die noch keine Wende, keine neue Zeit erahnen lassen.
"Meine Blickrichtung war der Alltag. Ich habe mit Heinrich Böll das Lesen gelernt und Max Frisch, und gucke auf den Alltag, auf die sehr genaue Beschreibung."
Es sind Schwarz-Weiß-Bilder, die Rudi Meisel damals gemacht hat. Deutschland Ende der 1970er-Jahre, die Nachkriegszeit ist überwunden, die deutsch-deutsche Teilung zementiert.
Für das "Zeit"-Magazin ist Meisel gemeinsam mit der Reporterin Marlies Menge in der DDR unterwegs. Und macht Bilder, die das alltägliche Leben in dem Arbeiter- und Bauernstaat zeigen: von unwirtlichen Wohnsiedlungen über den Nachbarschafts-Schwatz bis hin zu Volksfesten und dem Leben auf der Straße.
Erst später hat er die Fotos dann anderen Bildern aus Westdeutschland gegenübergestellt. Dort hatte er vorwiegend das Leben im Ruhrgebiet dokumentiert.
Ruhrgebiet und DDR: für Meisel ähnliche Themen. Er habe deswegen auch hier wie dort einen ähnlichen Blick gehabt, berichtet er.
Mit dem Mauerfall verlor Meisel sein großes Thema: die DDR
Nach dem Mauerfall war ihm sofort klar: Die DDR ist Geschichte. "Ich hatte mein Thema verloren", sagt er. Meisel brauchte einige Zeit, um überhaupt wieder nach Ostdeutschland zu fahren.
"Es brauchte einfach Zeit, dass ich spürte: Ja, das ist jetzt ein Land, und es ist mein Land. Ich kann über mein Land wieder etwas erzählen, ich kann mich über mein Land aufregen, ich bin dafür verantwortlich."