Die Ausstellung "Panama Papiere" ist bis zum 2. Mai in der Flensburger Galerie "In Kürze Kunst" zu sehen.
Wie illustriert man Korruption?
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Die "Panama Papers" über weltweiten Steuerbetrug sorgten 2016 für Aufruhr. Bebildert wurden die Enthüllungen in der Süddeutschen Zeitung mit Zeichnungen des Leipziger Illustrators Peter M. Hoffmann. Diese werden nun in Flensburg gezeigt.
Die "Panama Papers" über weltweiten Steuerbetrug haben 2016 für Schlagzeilen gesorgt. Hunderte Prominente aus Politik, Sport und Entertainment sollen mit Offshore-Firmen Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Aufgedeckt wurde der Betrug von einem weltweiten Netzwerk von 400 Journalisten.
Daran beteiligt waren auch Kollegen der Süddeutschen Zeitung. Dort wurden die Enthüllungen mit Zeichnungen des Leipziger Illustrators Peter M. Hoffmann bebildert, welche nun in Flensburg ausgestellt werden.
Anfangs mulmiges Gefühl
Im Deutschlandfunk Kultur erklärt Hoffmann, dass ihm bei diesem Projekt anfangs durchaus mulmig zumute gewesen sei angesichts der hohen Anzahl von Schurken und des involvierten Organisierten Verbrechens. Schließlich habe ihn dann aber die Relevanz des Themas überzeugt.
Die darauf folgenden drei Monate musste er diskret arbeiten, wie er berichtet: Sämtliche Kommunikation musste verschlüsselt ablaufen und es durften keine Telefonate geführt werden und wenn, dann nur persönliche Gespräche.
Niemand schöpfte Verdacht
Dadurch dass er nicht einmal mit Familie oder Freunden darüber reden durfte und er sein Atelier abschließen musste, habe sein Umfeld angefangen, ihn nicht mehr ganz ernst zu nehmen und sein neues Verhalten als Künstlerneurose zu werten. So habe er dann aber ungestört weiterarbeiten können. Niemand schöpfte Verdacht.
Zur Arbeitsweise erklärt Hoffmann, dass das Investigativ-Team der Süddeutschen Zeitung noch die Daten auswertete, während er schon an den Bildern saß: "Das war alles im Fluss, war alles ein sehr dynamisches, auf Deutsch: stressiges Arbeiten. Ich musste immer wieder Illustrationen umbauen, Figuren herausnehmen, neue Akteure mit in die Collagen einarbeiten. Es war also wichtig, jede Illustration für jeden Themenkomplex möglichst flexibel zu halten, so dass man immer wieder Figuren und Elemente austauschen kann."
Ästhetische Lösung
Hoffmann berichtet zudem, dass es kurze Briefings gegeben habe, in denen lediglich festgelegt wurde, welche Personen abgebildet werden sollten und "was die verbockt" hätten sowie was als Hintergrund erzählt werden müsse. Dann habe ein Feinschliff stattgefunden, um diese Bilder auch juristisch abzusichern.
Die bei dieser Arbeitsweise entstandenen Lücken musste Hoffmann ästhetisch füllen: So könne man, wenn man beispielsweise keine konkreten Akteure aus dem Bankenumfeld benennen könne, die Frankfurter Bankenskyline in einen düsteren Himmel versetzen, erklärt Hoffmann, um eine Verstrickung zu symbolisieren – "aber nicht auf den Punkt genau durchdekliniert, das macht dann der Artikel". Die Illustrationen durften dabei aber auch nicht wie Karikaturen oder künstlerische Interpretation aussehen, weil dies der Geschichte die Glaubwürdigkeit genommen hätte.