Vorurteile in Frage stellen
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Die Ausstellung "Re:Orient" soll Vorurteile gegen Muslime erklären und in Frage stellen. Künstlerische Deutungen aus Migrantenperspektive sollen den Dialog zwischen den Kulturen verändern.
Die Palette der Emotionen zum Orient reicht von der Vorstellung eines wundersamen Ortes mit fliegenden Teppichen und überirdischen Genüssen bis zur Angst vor messerstechenden Flüchtlingen. Mit der Ausstellung "Re:Orient – Die Erfindung des muslimisch Anderen" im Leipziger Völkerkundemuseum wolle sie einen Perspektivwechsel vornehmen und einen neuen Blick anstoßen, sagt Museumsdirektorin Léontine Meijer-van Mensch.
Kategorisierungen würden zwar für eine schnelle Orientierung und schnelles Einordnen von Menschen hilfreich sein: "Da wollen wir re-orientieren. Da wollen wir einen neuen Blick darauf setzen und damit auch kritisch die Erfindung des 'muslimisch Anderen' hinterfragen."
Kunst von Betroffenen eröffnet neue Blickwinkel
Dazu habe sie zwei Kuratorinnen, Özcan Karadeniz und Anna Sabel, vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften für die Gestaltung der Ausstellung ausgewählt. Die beiden seien Experten für einen Perspektivenwechsel und setzten sich schon länger mit anti-rassistischen Perspektiven auseinander. In der musealen Praxis würden solche Stimmen noch viel zu wenig gehört.
Die Kuratorinnen hätten mit Künstlern gearbeitet, die selbst eine migrantische Biografie haben. So gebe es eine Installation der türkischen Künstlerin Canan zu Karl May und dessen Orient-Zyklus. Darin setze sich Canan mit dessen Haremsfantasien auseinander.
Zwar würde sich die Ausstellung auch dem Orientalismus und dem postkolonialen Diskurs widmen, so Meijer-van Mensch. Sie wolle aber viel mehr in unsere Zeit schauen und zeigen, wie dieser immer noch orientalistische Blick auf Menschen mit Migrationshintergrund oder "Menschen, die als Muslim gelesen werden" im Alltag beeinträchtigt.
"Ich hoffe schon, dass sich da viele Besucher selbst befragen 'Was mache ich da eigentlich und wie bin ich dabei, einen anderen zu erfinden:' ob das jetzt 'die Muslime', 'die Ostdeutschen' oder 'die Holländer' sind."
(mle)