"Sichtweisen": Die neue Sammlung Fotografie
Die Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast findet bis zum 17. Mai 2020 statt.
Fotografie gleichberechtigt neben anderen Künsten zeigen
07:16 Minuten
Der Düsseldorfer Kunstpalast zeigt erstmals Werke aus der Sammlung Kicker. Kuratorin Linda Conze stellt darin Werke unterschiedlicher Epochen gegenüber. Doch auf eine chronologische Bilderschau verzichtet sie - ganz bewusst.
Jahrzehntelang hat die Politik das Erbe der Düsseldorfer Fotoschule vernachlässigt. Nach dem Ankauf der bedeutenden Fotosammlung Kicker Anfang 2019 könnte sich das ändern. In Düsseldorf werden nun 150 der rund 3000 Fotografien erstmals gezeigt - darunter Werke von bedeutenden Fotografen wie Man Ray und Vertretern der Düsseldorfer Fotoschule, wie Bernd und Hilla Becher.
Acht Fragen an die Werke gestellt
Zunächst sei es ein großes Anliegen, die neue Sammlung des Düsseldorfer Kunstpalasts der Öffentlichkeit vorzustellen, sagt Linda Conze. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung "Sichtweisen".
"Wir haben erste - bei weitem nicht erschöpfende - acht Fragen an diese Sammlung gestellt und damit das Ziel verfolgt, dass die Sammlung anfängt zu erzählen. Ich hoffe, das geschieht auch wirklich in dieser Ausstellung."
Ganz bewusst habe man sich gegen eine chronologische Erzählform entschieden, zu vielfältig sei das Medium Foto. Schon immer habe die Fotografie die unterschiedlichsten Ansätze gehabt, so Conze:
"Fotografie sollte immer schon nüchtern dokumentieren, gleichzeitig aber auch Kunst sein, berichten, beweisen, bewerben, politisch beeinflussen. Also Welt irgendwie immer schon einerseits nüchtern abbilden und andererseits auch gestalten."
Die Rolle des Lichts
Die Kuratorin sehe sich als Verfechterin einer ganzheitlichen Betrachtung der Fotografie. Denn die Grenzen zwischen Gebrauchs- und künstlerischer Fotografie seien oft fließend. Zu acht Themen habe man Fragen entwickelt, wie etwa die Rolle des Lichts als einem Grundelement der Fotografie – als wichtigem Akteur im Hintergrund bis hin zur Rolle des Lichts als zentralem Bildgegenstand, erläutert Conze.
Dabei würden "Avantgarden der 20er-Jahre selber zum Motiv - in Luminogrammen oder Fotogrammen zum Beispiel. Gleichzeitig hängen dort Arbeiten von der österreichischen Industriefotografin Marianne Strobl, weil sie eine Pionierin der Blitzlichtfotografie war. So konfrontieren wir wirklich in jedem Kapitel ganz unterschiedliche Zeiten, Bildautoren und Kontexte miteinander und versuchen so wirklich, die Eigenheiten der einzelnen fotografischen Arbeiten herauszukitzeln."
Ein großes Potenzial sei, dass die Fotografien im Düsseldorfer Kunstpalast neben den anderen Künsten und Sammlungsbereichen existierten. "Das ist etwas, das auch in unserer Präsentation der Sammlung, unserer künftigen, auch aufgegriffen wird, indem die Fotografie wirklich auch ihren eigenen Platz gleichberechtigt neben den anderen Künsten bekommen soll", sagt Conze.
Fotozentrum muss mit Leidenschaft geführt werden
Bei der Diskussion für den Standort für ein bundesdeutsches Fotozentrum würde sie sich natürlich über den Standort Düsseldorf freuen. Doch wichtiger für das neue Zentrum werde sein, "dass es wirklich die Interessen dieses Mediums vorne anstellt und Leute versammelt, die ganz leidenschaftlich dieses Medium bewahren, forschen und nach vorne bringen wollen - und Visionen haben."
(mle)