Die poetische Stille eines Bildes
Diego Velázquez, Francisco de Goya, Pablo Picasso, Juan Miró - eine Brüsseler Ausstellung im Palais des Beaux-Arts zeigt spanische Stillleben der letzten 400 Jahre. Die Kuratorin Sophie Lauwers schildert ihre Entstehung und erzählt, wie Stillleben die Anstrengungen des Alltags vergessen lassen.
Geöffnete Granatäpfel, Fische auf dem Zinnteller, Hasen am Haken, Kohlköpfe am Faden, Gurken, Trauben, Äpfel und Blumen – aber keine Menschen. Stillleben haben keinen Platz für unsere Spezies. Oft genug sind sie dafür voller Symbolik und Geheimnisse, vielleicht eben gerade weil der Mensch abwesend ist.
Eine große Ausstellung in Brüssel im Palais des Beaux-Arts zeigt jetzt die Ruhemomente der Kunstgeschichte: große spanische Stillleben der letzten 400 Jahre. Die Bandbreite ist mit 80 Gemälden aus allen Epochen sehr groß, die internationalen Leihgaben selten. Die Chefkuratorin im Palais des Beaux-Arts in Brüssel, Sophie Lauwers, schildert im Deutschlandfunk Kultur die Entstehung der spanischen Stillleben aus dem Geist der Lebensmittelkeller. Dort sammelten sich die Vorräte, dorthin drang wenig Licht. So wie auch die Stillleben oft dunkel gehalten sind.
"Man wird ganz ruhig"
Sophie Lauwers schwärmt besonders von einem Gemälde von Juan Sánchez Cotán, das in einer perfekten Anordnung Obst und Gemüse zeigt, zum Teil hängend, zum Teil liegend auf einer Anrichte.
"Es ist unglaublich. Wenn man davor steht, muss man seufzen. Man atmet ein und man atmet aus… man wird ganz ruhig… und man vergisst die Anstrengungen des Alltags."
Über Cotán hinaus zeigt die Brüsseler Ausstellung Werke von Diego Velázquez, Francisco de Goya, Pablo Picasso, Juan Miró und vielen anderen spanischen Meistern. Viele dieser Gemälde bergen vielschichtige Symbolik von Fruchtbarkeit, Tod und Vergänglichkeit. Vor allem aber: sie wirken auf uns sehr modern und zeitgemäß, schon allein weil sie wenige Hinweise auf die Zeit ihrer Entstehung geben – die Natur hat sich seitdem kaum verändert.