Museum Folkwang Essen, "Rettet die Liebe!Internationale Plakate gegen AIDS"
bis zum 29. November 2020
Von drastisch bis komisch
08:30 Minuten
In der Coronakrise sind ein anderes gefährliches Virus und die Krankheit, die es auslöst, in den Hintergrund gerückt: HIV und AIDS. Das Folkwang Museum in Essen zeigt nun Anti-AIDS-Plakate, die auch einen sich wandelnden Zeitgeist widerspiegeln.
Corona ist bei weitem nicht die erste Virusepidemie, mit der wir zu tun haben. Noch immer ist AIDS eine nicht heilbare Krankheit, an der weltweit jedes Jahr Hunderttausende Menschen sterben.
Aber die AIDS-Aufklärung hat auch viele vor Ansteckung bewahrt und tut es weiterhin, zum Beispiel mit Plakaten. Diese sind derzeit in der Öffentlichkeit nicht sehr präsent, weil Corona die die Gefahren einer Ansteckung mit dem HIV in den Hintergrund gedrängt hat.
Das Folkwang Museum in Essen zeigt ab dem heutigen 21. August in der Ausstellung "Rettet die Liebe!" 180 Anti-AIDS-Plakate aus aller Welt – und parallel dazu eine Ausstellung mit Werken von Keith Haring, der nicht nur durch seine typischen Haring-Männchen berühmt wurde, sondern auch AIDS-Aktivist war.
"Tiiinaaaa, wat kosten die Kondome?"
An den Werbekampagnen lasse sich sehr gut der Wandel der Zeit ablesen, sagt Kurator René Grohnert, der das Plakatmuseum im Museum Folkwang leitet. Von drastisch – Benetton – bis humorvoll – Kondomwerbung – ist alles vertreten, an das sich viele noch aus den 1980ern bis in die 2000er-Jahre erinnern. Unvergessen der berühmte Kondomwerbeclip mit Hella von Sinnen und Ingolf Lück: "Tiiiinaaaa, wat kosten die Kondome?"
Heute seien Kondome, anders als in den frühen 90ern, natürlich kein Anlass für Peinlichkeit mehr.
Große Bandbreite
"Die Bandbreite ist ja sehr groß: Von reiner Typografie über Angst machen bis hin zu Komik und Slapstick", sagt Grohnert über die Ausstellungsstücke. "Ich glaube, es ist immer wichtig, den Zeitgeist zu treffen und die Leute dort abzuholen, wo sie sind. Und das ist hin und wieder geschehen." Es habe aber auch weniger überzeugende Kampagnen gegeben – auch solche Plakate seien zu sehen.
Die Ausstellung mache in jedem Fall deutlich: Es gehe beim Thema AIDS immer auch um Kreativität. Das gilt vermutlich noch viel stärker für Länder, in denen etwa aus religiösen Gründen kein offener Umgang mit dem Themen AIDS und Homosexualität möglich ist.
Auch dies dokumentiert die Ausstellung, sagt Grohnert. So ist auf einem Plakat aus dem Oman die Rückenansicht einer Frau zu sehen, Aufschrift: "Drehe AIDS nicht den Rücken zu."
(mkn)