Ausstellung über Homosexualität

"Wir wollen auch irritieren"

Moderation: Katrin Heise |
Zwei große Museen in Berlin widmen sich gleichgeschlechtlichen Lebensformen. Die Kuratorin Birgit Bosold sagt: "Homosexualität ist kein abstraktes Konzept, sondern es geht um die wirkliche Geschichte von wirklichen Menschen."
Schon das Plakat der Ausstellung "Homosexualität_en" im Deutschen Historischen Museum in Berlin irritiert: Ein halbnackter athletischer Körper, mit gepiercten Brüsten, knallroten Lippen. Ist es eine Frau, ein Mann? "Wir wollen auch irritieren", sagt Birgit Bosold, eine der Kuratorinnen. Sie gehört zum Vorstand des Schwulen Museums in Berlin, dem zweiten Ausstellungsort der Berliner Schau. Ihr Ziel: "Wir wollen kein Minderheitsthema erzählen, wir wollen es mitten in der Gesellschaft. Denn, wenn man nicht mehr sagen würde, wer ist Mann und wer ist Frau - dann müssten wir auch nicht mehr über Homosexualität reden. Dann gäbe es einfach nur Sexualität zwischen Personen."
Videos über das persönliche Coming Out
Gleich am Eingang der Ausstellung begegnen den Besuchern Video-Aufzeichnungen von Interviews, in den Schwule und Lesben von ihrem ganz persönlichen Coming Out erzählen. "Einerseits wollten wir Besucher und Besucherinnen dieser Ausstellung von vornherein abholen, indem wir deutlich machen wollten, dass Homosexualität_en oder Homosexualität eben nicht ein abstraktes Konzept ist, sondern dass es um die wirkliche Geschichte von wirklichen Menschen geht", sagte Bosold. Das verstünden die Leute auch relativ gut. Die Stationen seien gut besucht.
Birgit Bosold, Kuratorin der Ausstellung "Homosexualität_en" im Deutschen Historischen Museum
Birgit Bosold, Kuratorin der Ausstellung "Homosexualität_en" im Deutschen Historischen Museum© Deutschlandradio / Manfred Hilling
"Das Private ist politisch"
Die Kuratorin erinnerte an den Slogan der Emanzipationsbewegung "Das Private ist politisch", der zu diesem Ansatz passe. Deshalb passten die Videos sehr gut zu der Konzeption der Ausstellung. Wichtig sei aber auch, die Rolle der lesbischen Aktivistinnen für die Frauenbewegung zu unterstreichen.
Mehr Aufmerksamkeit für Bedeutung der Lesbenbewegung
"Wenn man über Homosexualität spricht, dann fallen einem zunächst schwule Männer ein", sagte Bosold. Die männliche Homosexualität sei deutlich präsenter als lesbische Frauen. "Man spricht von Schwulenparade, man spricht von Schwulenehe, das Museum heißt schwules Museum." Deshalb sei es ein Ziel dieser Ausstellung, deutlich zu machen, dass lesbische Lebensentwürfe und lesbische Geschichte, aber auch der Aktivismus von lesbischen Frauen für die Emanzipationsbewegung von Homosexuellen, aber auch von Frauen sehr zentral gewesen sei.
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