Ausstellung "Van Gogh und die Briten"

Antworten auf die Sonnenblumen

02:57 Minuten
Eine Frau steht rechts von dem "Sonnenblumenbild" von Van Gogh und betrachtet es.
Eine Frau betrachtet Vincent van Goghs berühmtes "Sonnenblumen"-Bild. © imago/ ZUMA Press/ Ray Tang
Von Anne Demmer · 27.03.2019
Audio herunterladen
Das Leben in London gehörte für Vincent van Gogh zu seinen glücklichsten Lebensabschnitten. Die Tate Britain zeigt jetzt in einer Ausstellung, welchen Einfluss Großbritannien auf den Künstler hatte und wie er selbst britische Künstler inspirierte.
"Es läuft gut für mich, ich habe ein wunderschönes zu Hause und es macht mir Freude London, die englische Lebensart und die Engländer selbst kennenzulernen."
Das schrieb Vincent van Gogh begeistert an seinen jüngeren Bruder Theo. Zwei Jahre lang lebte der niederländische Künstler in London, von 1873 bis 1875. In dieser Zeit arbeitete er noch nicht als Künstler, er machte eine Ausbildung zum Kunsthändler.
Hattie Spires hat die Ausstellung in der Tate Britain kuratiert:
"Das ist das erste Mal, dass wir den Einfluss Großbritanniens auf Van Gogh in einer Ausstellung zeigen. Wir schauen aber auch durch die Augen von britischen Künstlern auf seine Kunst."
Rund 50 Werke sind in der Tate Britain zu sehen. Darunter Van Goghs berühmtes Selbstporträt von 1889, seine Sonnenblumen und die Sternennacht. Die Ausstellung zeigt eine relativ unbekannte Zeit seines Lebens.
Ein Mann und eine Frau schauen sich ein Selbstportrait von Van Gogh in der Britain Tate an.
Auch Selbstportraits von Van Gogh werden in der Britain Tate ausgestellt© imago/Xinhua Han Yan
"Sein erstes Jahr in London gehörte zu der glücklichsten Zeit. Er hat im Londoner Stadtteil Brixton gelebt, dort ein Zimmer gemietet. Van Gogh hat immer einen Zylinder getragen, er sagte, man könne nicht in London leben, ohne einen Hut zu tragen. Er ist durch die Parks gelaufen und hat die Galerien besucht, anstatt sich Madame Tussauds anzuschauen. Er war ansonsten an allem interessiert, was die Stadt an Kultur zu bieten hatte, und wir zeigen auch diese Bilder von britischen Künstlern, an denen er interessiert war."

Dickens zog ihn in den Bann

Besonders der britische Maler Millais inspirierte ihn. Aber auch die Literatur hat in seinem Leben viel Raum eingenommen. Über 100 Bücher hat er von britischen Autoren gelesen, unter anderem auch Shakespeare. Aber insbesondere die sozialkritischen Romane von Charles Dickens haben ihn in den Bann gezogen.
"Es gibt viele Illustrierungen in den Büchern von Dickens. Sie zeigen hart arbeitende Menschen, sie haben auch einen Einfluss auf Van Goghs Werke, wie zum Beispiel At Eternitys Gate, an der Schwelle zur Ewigkeit. Er wollte in seinen späteren Werken die Menschen zeigen, wie sie waren, die alltägliche Realität. Er wollte das, was Dickens mit Worten geschafft hat, in seinen Bildern lebendig werden lassen."
Dickens prägte ihn bis zu seinem Freitod 1890.

Van Goghs Einfluss auf britische Künstler

Im zweiten Teil der Ausstellung werden britische Künstler gezeigt, die von dem Begründer der modernen Malerei beeinflusst wurden, darunter auch Francis Bacon und David Bomberg.
"Van Gogh war selbst sehr an den Arbeiten von Monticelli interessiert. Er hat seine Werke in Paris gesehen. Er wollte Blumenbilder malen so wie Monticelli. Sonnenblumen, aber auf seine Art, er wollte etwas Strahlendes schaffen. Britische Künstler ließen sich davon inspirieren, nehmen Bezug darauf. Sie antworten darauf. In der zweiten Hälfte der Ausstellung treten die verschiedenen Bilder britischer Künstler mit den Werken von Van Goghs in Dialog."

Van Gogh and Britain
Ausstellung in der Tate Britain, London
27.3.-11.8.2019

Mehr zum Thema