Die Ausstellung "Klaus Hähner-Springmühl. Kandidat" ist vom 7. September 2018 bis zum 10. Februar 2019 im Museum für Bildende Kunst in Leipzig zu sehen.
Das Enfant terrible der DDR-Kunstszene
Radikal und eigenwillig - die Werke Klaus Hähner-Springmühls sind für heutige Betrachter eine "Herausforderung", meint Olaf Nicolai. In Leipzig gibt es jetzt eine Werkschau des 2006 vereinsamt und mittellos verstorbenen oppositionellen DDR-Künstlers.
Bei seinem Tod 2006 war der Künstler Klaus Hähner-Springmühl vereinsamt, mittellos und weitgehend vergessen. Wie bedeutsam er für die oppositionelle Kunstszene in der DDR der 70er- und 80er-Jahre war, zeigt jetzt das Museum für Bildende Künste Leipzig mit einer großen Werkschau: "Klaus Hähner-Springmühl. Kandidat".
Zu den Künstlern, auf die Hähner-Springmühl großen Einfluss hatte, gehört auch der 1962 in Chemnitz geborene Olaf Nicolai. Früh habe dieser ihn damit konfrontiert, dass "künstlerisches Arbeiten nicht aus dem Widerspruch herauskommt, intellektuell scharfsinnig, präzis und sinnlich provokant zu sein", sagt Nicolai im Deutschlandfunk Kultur. "Und auch Formulierungen finden muss, wo diese Spannung sich hält und immer weiterwirkt."
Einer, der immer Grenzen austesten wollte
Mit seinen Malereien, Collagen und nicht zuletzt seinen Performances habe Klaus Hähner-Springmühl massiv die Grenzen dessen verändert, was er überhaupt für Kunst gehalten habe, betont Nicolai. "Das ist ja etwas, was auch die Performance ausgezeichnet hat: Dass viele Leute, die damals diese an Free Jazz angelehnte Performance gehört haben und auch die Malaktionen, dass die im Grunde mit etwas konfrontiert waren, was sie im ersten Moment überhaupt nicht für Kunst gehalten haben, sondern eher für unanständig."
Nicht nur in seiner Kunst war Hähner-Springmühl radikal, eigenwillig und unbequem: "Wer ihm begegnet ist, dem ist relativ schnell klar geworden, dass er es mit jemandem zu tun hat, der in dieser Begegnung doch die Grenzen von vielen Dingen austestet." Zum Beispiel, berichtet Olaf Nicolai, habe ihn Hähner-Springmühl einmal zunächst aufgefordert, eine Zeichnung von ihm zu machen, diese dann aber weggeschmissen.
"Er wollte mit dieser Zeichnungsaufforderung eine Situation schaffen, indem er so eine Art kleinen Test hergestellt hat", so der Berliner Künstler. "Er war ein sehr, sehr kluger und ein sehr sensibler Mensch, allerdings auch jemand, der im Umgang mit anderen Menschen auch für sich selbst Grenzen ausgetestet hat. Also, es war nicht immer so nett und harmonisch, wie man sich das vielleicht vorstellt. Es gab da durchaus auch Reibungen, und das hat es natürlich interessant gemacht, wenn man sich darauf eingelassen hat, dass Abenteuer nie ohne Widerstände sind."
Auch seinen eigenen Werken gegenüber habe Hähner-Springmühl eine sehr paradoxe Haltung eingenommen, sagt Olaf Nicolai. "Zeichnungen, die hat er einfach weggeschmissen, hat sie dann wieder bei Bedarf herausgeholt, ausgestellt – oder eben als Heizmaterial verwendet. Oder auch ganz großzügig verschenkt. Das ist natürlich vor dem Hintergrund eines Kunstmarktes nicht gerade das, was ein Künstler tun sollte." Mit diesem Kunstmarkt hat der 2006 verstorbene Künstler offenbar wenig zu tun haben wollen. "Er hat aber zugleich sich sehr zurückgezogen und nicht sich selbst promotet."
(uko)