Ausstellung von Neo Rauch

"Ich gehöre zu den Anbetern alles Blühenden"

Neo Rauch
Künstler Neo Rauch am 29.05.2015 in der Ausstellung "Karl Blossfeldt & Neo Rauch". © picture alliance / dpa / Foto: Jens Wolf
Neo Rauch im Gespräch mit Patrick Wellinski |
In Aschersleben kommt es aktuell zu einer ungewöhnlichen Begegnung. In der Grafikstiftung Neo Rauch wird die Ausstellung "Karl Blossfeldt & Neo Rauch" gezeigt. 37 Originalfotografien von Blossfeldt werden mit 29 Papierarbeiten des Malers in Dialog gebracht.
Karl Blossfeldt, 1865 geboren, wurde mit seinen fotografierten Pflanzenbildern über Deutschland hinaus berühmt. Maler Neo Rauch ist 1960 geboren und gilt als Wegbereiter der "Neuen Leipziger Schule". Wir haben mit Neo Rauch darüber gesprochen, wie die unterschiedlichen Bilderkonzepte zueinander stehen und was ihn mit dem Werk von Karl Blossfeldt verbindet.
Überfordernde und verwirrende Situation
Es muss um 1972 gewesen, sagt Neo Rauch, er war vielleicht zwölf Jahre alt. Der Onkel seines Großvaters war in Halberstadt gestorben und der Haushalt musste aufgelöst werden. Damals sei er in eine überfordernde und verwirrende Situation geraten.
"Ich kam nämlich aus einem literaturfernen Neubauhaushalt in eine mir damals großbürgerlich vorkommende Behausung, die mit Bücherregalen ausgestattet war und die gleichsam einer Zeitkapsel glich. Es war anscheinend seit 1945 keine Neueintragung in diesen Hausrat vorgenommen worden und es roch alles etwas nach Staub und Moder. Und ich schritt da die Bücherregale ab und zog alles mögliche hervor, was mit verheißungsvoll anblitzte und funkelte und vor allem Bildbände hatten es mir angetan. Und darunter war eben auch Karl Blossfeldt."
Seit dem gehörte Blossfeldt zu ihm und zu seiner Bibliothek, sagt Neo Rauch.
Er habe die Arbeiten des Grafiker zwar nicht fortwährend in die Hand genommen, aber "solche strahlungsintensiven Güter können eben auch auf atmosphärischen Wege in das Werk eines heranwachsenden Malers hineinwirken", so Neo Rauch.
"Ich sehe darin eine Art Gebet"
In Neo Raus Bildern geht es oft um den Einbruch der Zivilisation. Dennoch hat auch er wie Karl Blossfeldt eine enge Beziehung zur Natur und Pflanzen.
"Ich gehöre zu den Anbetern alles Gewachsenen, alles Grünenden und Blühenden. Es sehe darin eine Art Gebet in jeder sich öffnenden Knospe. Das sich an eine höhere Instanz richtet, für die wir keine Begriffe finden müssen, die unsere Geschicke aber dennoch beeinflusst und lenkt."
Darüber hinaus sei er an der Seite seiner Frau, eine studierte Gartenbauingenieuren, ein Gehilfe und ein ewig Lernender, der zudem zufrieden ist mit dieser Ausstellung.
"Ich denke, dass sich die Ausstellung vor allem deshalb auszeichnet, dass hier eine Balance gelungen ist zwischen beiden Polen: die kristalline Geschlossenheit der Blossfeldtschen Findungen neben meinen Versuchen im Unterholz der Tausend Möglichkeiten irgendwie Fuß zu fassen. Dabei aber dennoch das große Bild nicht aus dem Blick zu verlieren."

Weitere Informationen zur der Ausstellung "Karl Blossfeldt & Neo Rauch"  finden Sie auf der Homepage.
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