Vorsicht Kinder!
Geschützt, geliebt, gefährdet
Humboldt-Box: 07.07.2017 bis 14.01.2018
Beschützt, behütet und bewacht
Ob Krieg, Krankheit oder Katastrophe - Eltern wollen ihre Kinder vor Gefahren schützen. Aber wo schlägt elterliche Fürsorge um in Überwachung und Gefährdung? Eine Gratwanderung, mit der sich die Ausstellung "Vorsicht Kinder!" befasst.
Wie schützen Eltern ihre Kinder – in Situationen, in denen sie selbst machtlos sind? Es ist nur eine der Fragen, die sich Besucher in der Humboldt-Box am Berliner Schlossplatz stellen müssen.
Mögliche Antworten liefern die Ausstellungsstücke in der zweiten Etage: Eine antike Statue einer Muttergöttin aus Italien, die auf einem Thron über drei Kinder wacht. Schutzamulette und Schminke, die vor bösen Geistern schützen sollen. Oder traditionelle Tiermützen aus China, die die Stärke der abgebildeten Tiere auf die Kinder übertragen sollen.
Die Kuratoren zeigen: Eltern vertrauen, hoffen beim Kindswohl oft auf höhere Mächte – und das kultur-, zeit- und gesellschaftsübergreifend.
Die Kuratoren zeigen: Eltern vertrauen, hoffen beim Kindswohl oft auf höhere Mächte – und das kultur-, zeit- und gesellschaftsübergreifend.
Ein Kinderkleid aus grüner Seide, mit zwei Gängelbändchen am Rücken. Es ist eine Frage der Perspektive: Schützen Eltern damit ihre Kinder vor Verletzungen beim Laufenlernen? Oder nehmen die Eltern ihren Kindern die Freiheit, wenn die überbesorgt an der kurzen Leine gehalten werden?
Kontrolle rund um die Uhr
Über dem deutschen Kleid aus dem 18. Jahrhundert haben die Kuratoren eine moderne Armbanduhr aufgehängt: Die Smartwatch zeigt dem Kind die Zeit an oder ruft per SOS-Knopf Hilfe. Den Eltern funkt sie heimlich den Aufenthaltsort des Nachwuchses zu – und schickt einen Alarm, sobald der bestimmte Grenzen verlässt.
Wo hört elterliche Fürsorge auf, wo fängt Überwachung an?
In der zweiten Etage thematisiert die Ausstellung das Thema Flucht und Migration. Eltern, die ihre Kinder allein auf den Weg in die vermeintliche Sicherheit schicken. Ist das verantwortungslos – oder ist das eine extreme Form, die eigenen Kinder zu schützen?
Dabei schlagen die Ausstellungsmacher den Bogen von der biblischen Geschichte von Moses im Weidenkörbchen über deutsche Auswanderer nach dem Ersten Weltkrieg bis zur heutigen Flucht aus dem Bürgerkrieg in Syrien. Mit eindrucksvollen Bildern des schwedischen Fotografen Magnus Wennman, der schlafende Kinder auf der Flucht fotografiert hat.
Provozierende Fragen
Die Kuratoren provozieren mit den dargestellten Extremen Fragen in den Köpfen der Besucher. Die Ausstellung zeigt einerseits die Extreme der Umwelt, vor denen die Eltern ihre Kinder seit jeher schützen wollen: Krieg, Katastrophen, Krankheit.
Andererseits zeigt sie die Extreme, für die Eltern selbst verantwortlich sind. Wenn das elterliche Schutzbedürfnis zu weit geht. Wenn aus dem gut gemeinten Schutz vor Gefahren eine Gängelei, eine Überwachung der eigenen Kinder wird. Wenn aus gut gemeinter Versorgung Über-Ernährung und Übergewicht der Kinder wird.
Es sind die Extreme zwischen: Geschützt, geliebt, gefährdet – so lautet der Untertitel der Ausstellung.