Ausstellung zu 100 Jahre UFA

Filmgeschichte zwischen Kult und Kommerz

Ein Besucher geht in Berlin im Museum für Film und Fernsehen an einem Großfoto vorbei, das Dreharbeiten aus dem Jahr 1929 aus dem Film "Asphalt" zeigt.
Ein Exponat der Ausstellung "Die Ufa - Geschichte einer Marke" im Berliner Museum für Film und Fernsehen. © Maurizio Gambarini/dpa
Von Jörg Taszman |
In den 100 Jahren der UFA entstanden Meisterwerke wie "Metropolis", aber auch Propagandafilme und harmlose Komödien. Das Museum für Film und Fernsehen in Berlin widmet der legendären Filmfirma eine Ausstellung, die auch den berühmten Morgenmantel der feschen Lola zeigt.
Metropolis ist einer der berühmtesten UFA Filme überhaupt. In der Ausstellung spielt dieser Klassiker jedoch nicht die übliche, herausragende Rolle. Das liegt an der Konzeption. Den beiden Machern Rainer Rother und Klaudia Wick geht es um die UFA als Marke. Hier zählt weniger die Film- und Fernsehkunst, sondern der Konzern, der mit Filmklassikern Geschichte schrieb und heute mit TV-Serien punktet.
Daher ist die Ausstellung U-förmig angelegt. Links findet man Exponate zu jüngsten Fernsehproduktionen, wie "Unsere Mütter unsere Väter", rechts zur Filmgeschichte wie den berühmten Morgenmantel der feschen Lola, den Marlene Dietrich in Der Blaue Engel trug. Film und Fernsehen sind gleichberechtigt. Das ist ebenso clever wie zunächst leicht irritierend, wenn Deutschland sucht den Superstar ebenso viel Raum erhält wie Marlene Dietrich oder Emil Jannings. Rainer Rother der Künstlerische Direktor der Deutschen Kinemathek präzisiert:
"Man blickt anders auf die Filme aber man blickt auch anders auf die Sendungen, wenn man sie nicht als Einzelstück betrachtet, sondern als eine Realisationsform dessen, was eine Firma unter gegebenen Umständen auf den Markt bringt. Für uns ist Metropolis wenn wir auf die Filmgeschichte gucken, ein Titel des Kanons. Wenn wir bei der UFA hinschauen, dann ist es eine der vielen Großproduktionen mit denen sie versucht haben- und übrigens eher erfolglos, sich auf dem internationalen Markt zu platzieren."
Plakat zum 1929/30 gedrehten Film "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich und Emil Jannings
Einer der großen Erfolge der UFA war "Der Blaue Engel" mit Marlene Dietrich© dpa / picture alliance / Nestor Bachmann
Zum 75.Jahrestag betreute Rother im Deutschen Historischen Museum schon einmal eine UFA Ausstellung, die nur die Zeitspanne bis 1945 umfasste. Auch im Museum für Film und Fernsehen zum 100. Jubiläum spielen die Großproduktionen von Ernst Lubitsch wie Anna Boleyn oder Fritz Langs Nibelungen eine Rolle und später die berüchtigten Nazi-Propagandafilme wie Kolberg. Aber Rother legt auch auf Wert auf die international erfolgreichen Filme der UFA, die Tonfilmoperetten wie "Heimat" von 1938 mit Zarah Leander.

Nach dem Krieg wurde die UFA verboten

Diesmal wollte Rainer Rother etwas Neues und nicht wieder 1945 enden. Nach dem 2. Weltkrieg verboten die Alliierten die UFA zunächst, in den Babelsberger Studios gründeten die Sowjets die DEFA. In der Adenauer Zeit unterlief man die Verbote der Siegermächte und wieder entstand die UFA mit Geldern des Großkapitals. Aber die wenigen guten Filme, die man drehte, konnten die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens nicht verhindern. So wurde die UFA an Bertelsmann verkauft. Eine Zäsur wie die Kuratorin Klaudia Wick betont:
"Die Ufa, die Neue Ufa hat ja unter Bertelsmann angefangen, als das ZDF gerade auf den Markt gekommen ist, also ein neuer Bedarf entstanden war und es hat seine Größe gewonnen mit der Einführung des dualen Systems und mit RTL und ist jetzt, wo wir alle über Streaming-Plattformen reden wieder am Start, einen internationalen Markt zu erobern."

Mehr Konzerngeschichte als Filmgeschichte

Ausschnitt aus der Serie "Der gleiche Himmel":
"Wie stellt sich nun so ein Erstkontakt her? Sagen wir, sie sitzen in einem Lokal einer Frau gegenüber. Was tun sie? Wie stellen sie die Verbindung her?
"Mit Augenkontakt."
"Exakt. Andauernder Blickkontakt verursacht tiefgreifende, sexuelle Erregung bei der Frau. Dieses Tor müssen sie aufstoßen."
Eine Szene aus dem ZDF Dreiteiler "Der gleiche Himmel", eine der UFA-Serien, die sich derzeit international am Besten verkauft. In vielen Ländern hat sich Netflix die Rechte gesichert. Einer der Stars der Serie ist Tom Schilling, der erst durch den TV-Mehrteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" zu einem der bekannten Schauspieler avancierte.
Die Mitglieder der Filmcrew von "Unsere Mütter, unsere Väter" freuen sich über den Emmy-Award für die beste nicht-amerikanische TV-Miniserie.
Die UFA-Produktion "Unsere Mütter, unsere Väter" gewann viele Preise - darunter auch den bedeutenden amerikanischen Fernsehpreis "Emmy"© picture alliance / dpa / Andrew Gombert
In der Ausstellung wird er zusammen mit Claudia Michelsen ganz offen als neuer Star der UFA gefeiert. Vor allem mit historischen Stoffen hat sich die UFA national und international etabliert. Der bisher größte Erfolg gelang einer Spionageserie um einen DDR Agenten "Deutschland 83":
"Fall nicht auf, stell keine Fragen und versuche bloß nicht den Helden zu spielen. Von jetzt an isst Du Brötchen, nicht Schrippen zum Frühstück. Plaste ist Plastik. Die Kaufhalle heißt Supermarkt."
Derzeit werden in Südafrika und Deutschland die neuen Episoden für die 2. Staffel "Deutschland 86" gedreht. RTL ist nicht mehr führend dabei, dafür aber Amazon. Die UFA ist ein Wirtschaftsunternehmen, dass sich ständig verändert. Das ist die Kernaussage der Ausstellung. Filmliebhaber werden deshalb vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Man hätte sich für diese Klassiker und in Vergessenheit geratenen Erfolgsproduktionen mehr Platz und mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Dennoch ist der Ansatz das Fernsehen mit einzubeziehen richtig und hochaktuell. Gefühlt ist diese Ausstellung zum 100. Jahrestag dann aber doch irgendwie zu klein geraten. Diesmal wäre Mehr eindeutig besser gewesen.

Die Ausstellung "Die Ufa – Geschichte einer Marke" ist vom 24. November 2017 bis 22. April 2018 zu sehen. Weitere Informationen gibt es hier.

Mehr zum Thema