Die Ausstellung "Im Banne der Verwüstung" in der Liebermann-Villa in Berlin Wannsee ist noch bis zum 9. März zu sehen.
Begeistert von Tod und Verderben
Max Liebermann malte patriotische Zeichnungen und Max Slevogt ging an die Front. Die Künstler waren zunächst vom Ersten Weltkrieg begeistert. Schnell aber kam die Ernüchterung, wie in der Ausstellung "Im Banne der Verwüstung" in der Berliner Liebermann-Villa zu sehen ist.
Martin Faass: "Das können wir uns heute nur ganz schwer vorstellen, die Begeisterung, die damals ausbrach, als der Erste Weltkrieg verkündet wurde. Schon in den ersten Wochen sind es ja 1,5 Millionen Freiwillige gewesen, die sich für die Front gemeldet haben."
Was kann Künstler an einem Krieg faszinieren? Birgt ein Krieg mit Gemetzel, Toten, Grauen und Verwüstungen auch ein gewisses künstlerisches Potential? Und wenn, welches? Diese und andere Fragen haben sich die zwei großen Impressionisten Max Slevogt und Max Liebermann zum Beginn des Ersten Weltkriegs gestellt. Sie, die wie Millionen Deutsche anfänglich begeistert waren vom Ausbruch der Weltschlacht, beantworteten die künstlerischen Fragen auf jeweils eigene Weise, sagt Martin Faass, Leiter des Museums Liebermann-Villa am Berliner Wannsee.
"Max Slevogt bewarb sich als Kriegsmaler, und ist an die Westfront gegangen. Max Liebermann war damals mit 67 Jahren schon zu alt, er beteiligte sich mit patriotischen Zeichnungen an der Zeitschrift 'Kriegszeit' und unterstützte den Ersten Weltkrieg."
Max Liebermann war mit seiner patriotischen Förderung der Zeitschrift "Kriegszeit" nicht allein. Mit ihm arbeiteten Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Otto Dix und andere namhafte Künstler für das "Hurra-Blatt". Max Beckmann etwa schrieb von der Front:
"Meine Kunst kriegt hier zu fressen. Draußen das wunderbar großartige Geräusch der Schlacht, diese eigenartig schaurige großartige Musik. Wie wenn die Tore zur Ewigkeit aufgerissen werden, ist es, wenn so eine große Salve herüberklingt."
"Es war eine Unzufriedenheit mit der überkommenen Gesellschaftsstruktur und der sozialen Struktur. Und die Hoffnung ging dahin, das durch ein 'Stahlgewitter', wie manche es nannten, dass durch ein solches Ereignis eine neue gesellschaftliche Ordnung Raum greift."
Nur anfangs vom Töten begeistert
Krieg ist in der Kunst ein Topos. Das ist schon immer so gewesen. Die neue Ausstellung "Im Banne der Verwüstung – Max Slevogt, Max Liebermann und der Erste Weltkrieg" zeigt das erneut. Doch beide Männer waren nur anfangs vom Töten begeistert. Slevogt schrieb von der Front in Frankreich ernüchtert:
"Der Krieg ist ganz unkünstlerisch."
"Es ist sehr interessant zu sehen, dass Max Slevogt eigentlich nicht über das künstlerische Rüstzeug verfügte, diesen Schrecken dazustellen. Da war die jüngere Generation mit den Expressionisten und ihren künstlerischen Mitteln weiter ... und danach auch der Dadaisten. Und so ist es auch sehr typisch, dass Max Slevogt hinter der Frontlinie ... er zeichnet Verwundete, er zeichnet Verwundete im Hospital, marschierende Truppen, die eigentlich Kampfessituation, die typischen Bilder von Schützengräben und dem Stellungskrieg, die gibt es bei ihm nicht."
Und der in der Reichshauptstadt Berlin arbeitende Max Liebermann...
"… die Desillusionierung über die Wirklichkeit des Krieges ist sicherlich an der Front viel schneller eingetreten als es zu Hause an der Hauptstadt war. Dennoch ist es bei Max Liebermann auch spätestens im Lauf des Jahres 1915 so gewesen, dass der ursprüngliche Impetus, der patriotische Impetus nachließ, und auch Liebermann sich weniger und weniger an der ´Kriegszeit`, dieser Zeitschrift mit patriotischen Beiträgen, mit Zeichnungen beteiligte."
In der Ausstellung werden darum auch zwei von Liebermanns Militärportraits gezeigt. Dennoch ...
"... so darf man das nicht überbewerten, Max Liebermann ist keineswegs der Porträtist der Militärs gewesen, nein, es sind Ausnahmen gewesen. Dennoch ist es interessant zu sehen, dass grade in dieser Zeit zum Beispiel Liebermann Generalfeldmarschall von Bülow darstellt. Und einen anderen Militär, nämlich den Husarenoberst Keszycky."
Auch wenn das Wort der inneren Emigration nicht wirklich trifft, Max Liebermann zog sich entsetzt von der Kriegsrealität zurück. Er wendete sich Gartenmotiven am Wannsee zu, 200 Gartengemälde entstanden bis zu seinem Tode.
"... die noch mal ein Aufblühen des impressionistischen Gedankens sind. Wo die Farbigkeit der Blumen und die Reflexion des Lichtes in der Natur noch mal eine ganz große Rolle spielt."
Die Ausstellung "Im Banne der Verwüstung" in der Liebermann-Villa am Berliner Wannsee ist mehr als sehenswert. Nicht nur des Ortes selbst wegen, der Graphiken, Zeichnungen und Gemälde. Sondern weil das Kriegsgrauen auf eine fast unheimlich subtile Art und Weise in einem entsteht… durch die künstlerische Sprachlosigkeit der zwei großen Impressionisten, es darzustellen.