Pompöses Diplomatentreffen reloaded
Als vor 200 Jahren in Wien um eine neue europäische Friedensordnung gerungen wurde, war das zugleich ein großes Fest. Der Wiener Kongress zog an die 100.000 Teilnehmer in die österreichische Hauptstadt, die damals selbst nur 260.000 Einwohner hatte. Eine Schau im Wiener Belvedere macht das Ereignis lebendig.
Der Wiener Kongress war ein pompöses Diplomatentreffen, bei dem nicht nur verhandelt, sondern auch gefeiert wurde. Man könnte sagen, es war ein Mega-Event mit Feuerwerk und Maskenbällen, Jagdtouren und Schlittenfahrten.
Doch wie kann man all das in einer großen Ausstellung wieder aufleben lassen? Das Wiener Belvedere zeigt dies mit seiner Ausstellung "Europa in Wien" – seit heute ist sie zu sehen.
Wir haben die Direktorin des Belvedere, Agnes Husslein-Arco, danach gefragt, was in der Schau zu sehen ist, schließlich gab es ja damals keine mit heute vergleichbaren Mittel der Dokumentation:
"Wir haben versucht durch Porträts einerseits, die Protagonisten darzustellen. Es gibt zahlreiche wunderbare Aquarelle und Stiche, die die Feste, die Geschehnisse in der Stadt dokumentieren. Es gibt natürlich einzelen Gemälde von Zusammentreffen der Monarchen in allen Variationen. Das führt weiter ... von Möbel, Silber, Porzellan, damit man das Gefühl haben kann, wie haben solche Tafeln ausgesehen haben. Wir zeigen aber auch Kleider, die man damals trug. Es gibt auch wahnsinnig viele interessante Dokumente zu sehen, die damals eine wichtige Rolle gespielt haben – bis hin zur Schlussakte."
Wien sei damals noch eine kleine Stadt mit Stadtmauer gewesen, und das Ereignis habe die Stadt unerwartet ereilt, sagte Husslein-Arco. Doch die Wiener seien "gute Gastgeber" und hätten sich schnell darauf eingestellt. Die Aristokraten hätten ihre Palais und ihre Häuser für die angereisten Diplomaten zur Verfügung gestellt. Der Wiener Kongress habe aber auch die Wirtschaft angekurbelt: "Man brauchte Schuster, Näherinnen, Hutmacherinnen, Bäcker". Es sei eine Phase des Aufbruchs gewesen.