Ausstellung "Frankfurt und der NS"
Hitler trägt sich am 31. März 1938 ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt ein, neben ihm Oberbürgermeister Friedrich Krebs. © Historisches Museum Frankfurt am Main / Horst Ziegenfusz
Die Stadt als Profiteur
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Frankfurt am Main gilt als liberale Metropole. Eine Ausstellung zeigt nun, dass sich in der Nazizeit nicht nur Bürger an der Judenverfolgung bereicherten, sondern auch die Stadt selbst.
Die Schau "Frankfurt und der NS" wirft ein neues Licht auf die Beziehung zwischen der Stadt und den Nazis. Viele haben in Frankfurt am Main zwischen 1933 und 1945 vom Nationalsozialismus profitiert, sagt der Historiker Jan Gerchow. "Und zwar nicht nur, was die einzelnen Menschen angeht, die sich bei Auktionen und den Wohnungen der Menschen, die jetzt mal weg waren, bereichert haben."
Stadtverwaltung, Finanzamt und Justiz zusammen
Vielmehr, so Jan Gerchow, der die Ausstellung als Direktor des Historischen Museums Frankfurt verantwortet, habe die Stadt Frankfurt selber Nutzen aus der Verfolgung ihrer jüdischen Bürger gezogen – mit Hilfe der Stadtverwaltung, der Finanzämter und der Justizverwaltung. "Das ist ein großes Zusammenwirken auf ganz verschiedenen Ebenen, wo sich viele zusammengetan haben, um von dem Ausschluss weniger stark zu profitieren", sagt der Direktor.
"Dass das nicht ein paar Bösewichte waren, sondern dass es die ganze Stadtverwaltung war" und auch viele Bürger, in Frankfurt wie im ganzen Land – das sei eine These der Ausstellung.
"Judenfrei" als Werbung
Eigentlich gilt Frankfurt als liberal, modern und weltoffen. Vor 1933 beträgt der Anteil der jüdischen Bevölkerung rund fünf Prozent – der höchste im Deutschen Reich. Die Stadt hatte den ersten jüdischen Oberbürgermeister. Adolf Hitler mochte Frankfurt nicht, ganz im Gegensatz zu München.
Aber schon vor der Jahrhundertwende warb das Hotel „Kölner Hof“ am Hauptbahnhof damit "judenfrei" zu sein. Und es gab organisierten Antisemitismus: Der "Deutsche Verein" hatte in seinen Glanzzeiten 500 Mitglieder.
Blick auf die Gegenwart
Das Historische Museum schaut aber nicht nur in die Vergangenheit: Die Ausstellungen "Spurensuche im Heute" und "Nachgefragt" beschäftigen sich mit den Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Gegenwart.
"Ich denke, dass allen Menschen spätestens seit Halle und Hanau klar geworden ist, dass der NS kein Thema ist, was mit den sterbenden Zeitzeugen ad acta gelegt wird, sondern dass dieses Erbe des NS sehr lebendig ist", sagt Jan Gerchow. Jede Generation müsse sich neu damit beschäftigen.
(beb)