Ausstellungsmacher Roger M. Buergel kritisiert die Ziele der documenta

    Der Ausstellungsmacher Roger M. Buergel
    Der Ausstellungsmacher Roger M. Buergel. 2007 war er der künstlerische Leiter der documenta © picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt
    Der Ausstellungsmacher und ehemalige künstlerische Leiter der documenta 2007 Roger M. Buergel kritisiert eine Überbietungslogik bei der Weltkunstausstellung documenta in Kassel. Sie wolle immer "noch innovativer, noch politischer, noch radikaler" sein und immer mehr Besucher anziehen, sagte er im Interview der "Welt". Toll sei, wenn eine Ausstellung politische Effekte habe, aber dass sie selber Politik sein wolle, sei ein komplettes Missverständnis. Es müsse eine ethische Grenze geben, die konkret etwa Rassismus und Antisemitismus betreffe.Buergel sprach sich dennoch gegen eine umfassende Strukturreform der documenta mit mehr Einfluss der Politik beispielsweise auf die Besetzung der künstlerischen Leitung aus. Dann wäre diese vielleicht politisch genehm, aber "zahnlos und irrelevant", so Buergel. Dass Kunst auch etwas produziere, das einem nicht gefalle, müsse man aushalten. Die Verantwortlichen müssten eine kontroverse öffentliche Debatte allerdings steuern, dass hätten die Verantwortlichen der zurückliegenden documenta im Jahr 2022 versäumt. Die vergangene Weltkunstausstellung war wegen Antisemitismus, aber auch dem Handeln der künstlerischen Leitung sowie der Geschäftsführung, dem Krisenmanagement und der Kommunikation stark kritisiert worden. Zuletzt war die Findungskommission für die künstlerische Leitung für die documenta 2027 komplett zurückgetreten.