Ernst Kausen ist Mathematiker, Informatiker und Sprachwissenschaftler. Bis 2014 lehrte er an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Seit den 1970er-Jahren arbeitet er zudem auf dem Gebiet der Vergleichenden Sprachwissenschaft.
"Mit jeder Sprache stirbt auch eine Kultur"
Fallen der Globalisierung auch immer mehr Sprachen zum Opfer? Bleiben am Ende nur Englisch und Chinesisch übrig? Auch wenn alle zehn Tage eine Sprache sterbe, seien wir davon noch weit entfernt, sagt der Sprachforscher Ernst Kausen.
Ernst Kausen ist Sprachwissenschaftler und emeritierter Professor für Mathematik. Seine Leidenschaft ist die Sprache - aber auch das Zählen von Sprachen. Es gebe Berechnungen, dass alle zehn Tage eine Sprache aussterbe, sagte Kausen im Deutschlandfunk Kultur. Derzeit würden rund 6000 Sprachen weltweit gesprochen. In zwei bis drei Generationen würde davon wohl nur noch die Hälfte übrig sein. Das sei immer noch eine große Vielfalt, betonte Kausen. "Wir sind also weit davon entfernt, dass wir uns nur noch auf ein oder zwei Weltsprachen reduzieren." Dazu sei das Phänomen Sprache viel zu lebendig.
Auch große Sprachen können sterben
Nicht nur wegen der Globalisierung sterben Sprachen. Manche Sprachen werden von so wenigen Menschen gesprochen, dass sie schon aufgrund der Zahl der Sprecher keine Überlebenschance hätten. Beispiel Australien: Als die Engländer den Kontinent erobert hätten, habe es rund 300 Sprachen gegeben, erläuterte Kausen. Heute sei die Zahl auf 120 bis 130 reduziert. Viele von diesen Sprachen werden nur noch von fünf bis zehn Menschen gesprochen. Würde diese Sprache dann nicht an die Kinder weitergegeben, sei das "der Tod einer Sprache". Aber auch große Sprachen könnten aussterben. Latein habe keinen Bestand gehabt. In gewisser Weise habe Latein dennoch überlebt, indem aus dem Lateinischen die romanischen Sprachen hervorgegangen sind.
Ein kultureller Verlust
Die Vielfalt der Sprachen sei ein Ausdruck der vielfältigen Kulturen der Welt, hob Kausen hervor. "Mit jeder Sprache, die zugrunde geht, geht auch eine ganze Kultur zugrunde, so klein diese Sprache inzwischen auch geworden sein mag." Das sei ein sehr trauriger Prozess.